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Der Arganbaum und das flüssige Gold

Es war einmal ein Baum. Vor 80 Millionen Jahren erblickte dieser Baum zum ersten Mal das Licht der Welt.

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Arganbaum, Quelle: Istockphoto

Als er aus der Erde heraus wuchs, schaute er um sich, um festzustellen welchen Teil der Welt er sich als Geburtsort auserkoren hatte. Und siehe da, es war Marokko, genauer gesagt wurde er im Südwesten Marokkos zwischen Essaouira und Agadir geboren. Als er umherblickte merkte er, dass das Land sehr trocken war und ihn eine extreme Hitze umgab. Da packte er sein Thermometer aus seiner Tasche und beim Anblick der Skala wurde ihm fast 50 Grad heiß. Aber er fühlte sich wohl und die Hitze machte ihm nichts aus. Ganz im Gegenteil, trotz Trockenheit und Hitze wurde aus ihm im Lauf der Jahre, erst ein kleiner, dann ein immer größerer Baum. Plötzlich sah der Baum einen Menschen auf sich zu kommen. Es war eine Berberfrau, die fröhlich auf ihn zu lief. „Ein Arganbaum, ein Arganbaum, schaut nur, ein Arganbaum!“ Dann kamen ganz viele Berberfrauen angelaufen und freuten sich über den jungen Baum. Der Arganbaum freute sich seinerseits über die nette Begrüßung dieser hübschen Geschöpfe. Eine der Frauen trat näher an den Baum heran und faste ihn am Blatt. „Bald wird er Früchte tragen. Diese Früchte werden wir ernten und aus den Kernen der Frucht wertvolles Öl auspressen.“ „Ah“, sagte der Baum, „mein Name ist also Argan, welch schönen Namen die Berberfrauen für mich gewählt haben. Und bald werde ich Früchte tragen.“ Die Frauen holten Wasser und begannen den Baum zu gießen. Der Baum freute sich, denn obwohl er Hitze und Trockenheit liebte, freute er sich von Zeit zu Zeit über Wasser. Es vergingen einige Wochen und der Baum wurde immer größer. Plötzlich bemerkte er, dass seine Krone schwerer wurde. Er schielte nach oben und entdeckte walnussgroße Steinfrüchte an seinen Ästen. „Das müssen meine Früchte sein“, vermutete der Baum. Kurz darauf kamen viele Berberfrauen angelaufen. Sie trugen große Körbe in den Armen. „Seht nur, die Früchte sind reif, wir können sie ernten.“ Die Frauen kamen dem Baum näher und pflückten die Früchte. Teilweise mussten sie an seinen Ästen ziehen und auf ihm herum klettern. Das machte dem Baum aber gar nichts aus, es kitzelte nur ein bisschen. Er musste sich sehr zusammenreißen um nicht zu lachen, denn er wusste, dass wenn er sich vor Lachen schüttelte, die Berberfrauen verletzen konnte oder sie sogar von seinen Ästen schmeißen würde. Das wollte er nicht, denn schließlich waren die Berberfrauen seine Freunde, die ihm immer gutes taten. Als die Berberfrauen den Baum von der Last der Früchte befreit hatten, waren ihre Körbe randvoll. Sie gingen fort und liefen zum nächsten Baum, der nicht weit entfernt vom Ur-Arganbaum stand. Der Baum war jünger, trug aber auch einige Früchte. Während die Berberfrauen mit ihrer Arbeit beschäftigt waren unterhielten sie sich, lachten und machten Scherze. „Oh, diese Bäume sind ertragreich, jetzt haben wir genügend Früchte um daraus das „flüssige Gold“ zu machen.“ „Flüssiges Gold?“ fragte sich der Baum. „Meine Früchte scheinen sehr kostbar zu sein.“ Aufgrund der vielen Unterhaltungen der Frauen erfuhr der Baum bald, dass es sich bei dem „flüssigen Gold“ um Öl handelte, das die Frauen aus seinen Früchten pressten. Er lernte von den Frauen, dass man 40 Kilo der Früchte, das entsprach der Ernte von vier ausgewachsener Arganbäume, brauchte, um einen Liter des kostbaren Öls herzustellen. Das war enorm, deshalb gab sich der Baum sehr große Mühe viele Früchte wachsen zu lassen, so dass die Berberfrauen ohne Probleme ihr Öl herstellen konnten. Und tatsächlich trug der Arganbaum mehrmals im Jahr Früchte.
Mit der Zeit erfuhr der Baum, dass das rotgold schimmernde Arganöl zu den Grundnahrungsmitteln der Marokkaner gehörte und aufgrund seines nussigen Aromas als Delikatesse galt. Der Baum lernte aber noch viel mehr, zum Beispiel, dass die Marokkaner das Arganöl auch zur Pflege der Haut und Haare verwendeten und dass man ihnen deshalb ewige Schönheit und Gesundheit nachsagte.
Der Baum wurde immer älter und weiser. Mittlerweile wusste er, dass seine Früchte sehr begehrt waren und dass auch Menschen von anderen Kontinenten vorbei kamen, um das kostbare Öl, dass aus seinen Früchten gewonnen wurde, von den Berberfrauen zu kauften. Die Frauen waren sehr glücklich, denn viele von ihnen konnten weder Lesen noch Schreiben, und das Herstellen des Arganöls war für sie eine zuverlässige Einkommensquelle. Mittlerweile wusste der Baum, dass die Inhaltsstoffe seiner Früchte sehr kostbar waren, weshalb auch die Kosmetikindustrie ein Auge auf ihn, den Arganbaum, geworfen hatte. Das aus seinen Früchten hergestellte Öl hatte einen sehr hohen Gehalt an essentiellen und ungesättigten Fettsäuren und Alpha-Tocopherolen (Vitamin E). Aufgrund dieser Inhaltsstoffe besaß das Öl starke antioxidative, entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften und schütze außerdem vor freien Radikalen und Austrocknung. Die komplexe Zusammensetzung, die intensiv feuchtigkeitsspendende und regenrierende Wirkung machten das „flüssige Gold“ zum beliebten Inhaltsstoff in Kosmetika für Haut und Haar.

Der Baum verstand mit der Zeit, dass die Menschen, wie auch er selbst immer älter wurden. Ihm war auch bewusst, dass er viele Menschen überlebte, denn er war bereits 250 Jahre alt. Viele der Berberfrauen kamen nicht mehr zu ihm, aber es kamen andere, jüngere Frauen. Durch Erzählungen erfuhr er, dass die Menschen ein Problem damit hatten älter zu werden, denn mit dem Alter wich ihre Schönheit. Seine Rinde wurde knorriger, die Haut der Menschen faltiger. Die Menschen waren auf der Suche nach etwas, dass ihnen ewige Schönheit versprach. Und jetzt verstand der Baum weshalb er so kostbar war, denn das Öl seiner Früchte versprach längere Schönheit, Verlangsamung des Alterungsprozesses und sogar Verjüngung. In den  Kreisen der Kosmetikhersteller sprachen sie von Anti-Aging. Außerdem erfuhr der Baum, dass das Öl sogar gegen Neurodermitis, Schuppenflechten oder zur Narbenbehandlung eingesetzt wurde. Dies waren Hauterkrankungen der Menschen, die ein Baum zwar nicht kennt, aber er hatte Mitgefühl und verstand, dass diese Menschenkrankheiten schlimm waren. Das Öl sollte dabei helfen, diese Erkrankungen zu lindern.

Der Arganbaum war stolz darüber, dass er den Menschen helfen konnte und das Öl seiner Frucht zur Schönheit und Verjüngung der Menschen beitrug. Aber eigentlich verstand der Baum das alles nicht, denn er war ein Baum und Bäume brauchten weder ewige Schönheit noch Verjüngung.

Der Baum hatte in den letzten Jahren viel gelernt. Jetzt war er müde. Er entspannte seine Wurzeln, klappte die Blätter ein und viel in eine tiefen Schlaf der fast 79.999 700 Millionen Jahre dauerte.

Und weil er NICHT gestorben ist, lebt er auch noch heute!

Quelle(Foto): iStockphoto

Dieser Artikel wurde verfasst am 29. Oktober 2009
von in der Kategorie Magazin

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