Das kleine ABC
Was machen Vitamine in Kosmetika? – Vitamin E
Vitamin E, das Anti-Ageing Vitamin schlechthin, gehört zu den fettlöslichen Vitaminen und ist als Tocopherol oder Tocopheryl Acetate in den meisten Gesichtscremes und auch in vielen anderen Körperpflegeprodukten enthalten. Und natürlich gibt es noch Produkte, die besonders ausloben, dass es sich um eine Vitamin E Creme handelt. Vitamin E - was es ist und was es macht.
Vitamine, das wissen wir alle, sind absolut wichtig und wir sollten sie täglich in ausreichender Menge mit der Nahrung zu uns nehmen. Wem das nicht reicht, der greift zur Vitaminpille und peppt so den Tagesbedarf auf. Auch bei der sogenannten Mittelmeerdiät, mit viel frischem Salat und Olivenöl, ist Vitamin E ein ganz wichtiger Inhaltsstoff. Aber Vitamin E begegnet uns auch in fast jeder Creme.
Die Entdeckung von Vitamin E
Es ist noch keine hundert Jahre her, dass Vitamin E als sogenanntes „Fruchtbarkeitsvitamin“ entdeckt wurde. In den Folgejahren wurde es aus verschiedenen Lebensmitteln isoliert, 1938 seine Struktur aufgeklärt und 1956 erstmals synthetisch hergestellt. Ende der 60ger Jahre formulierte Linus Pauling das Konzept der orthomolekularen Medizin, in der hochdosiere Vitamine und Mineralstoffe bestimmte (Zivilisations-)Krankheiten verhindern sollen. Dieses Konzept ist bis heute umstritten, allerdings kann man davon ausgehen, dass Vitamin E mit einer LD 50 > 2g / kg Körpergewicht auch bei hoher Dosierung keinen Schaden anrichtet. Eine 50 kg schwere Frau müsste also mindestens 100 g reines Vitamin E zu sich nehmen, dann mal los… (LD50= die Dosis, bei der 50% der Versuchstiere sterben – ja, es sind Tierversuche! Siehe hierzu auch: Kosmetik ohne Tierversuche und Kosmetik, Parfum, Tierversuche und der Amtsschimmel).
Was ist Vitamin E
Unter Vitamin E werden verschiedene Substanzen aus der Familie der Tocopherole und Tocotrienole zusammengefasst. Diese sind allesamt effektive Antioxidantien (siehe auch: Antioxidantien – nicht nur gegen Falten gut). Reden wir von Vitamin E, meinen wir aber meistens das RRR-α-Tocopherol (siehe Abbildung), INCI: Tocopherol. Das α-Tocopherol ist auch das am besten untersuchte Vitamin E hinsichtlich seiner physiologischen Wirksamkeit: Fertilitätsverbessernd, Zellschutz, Schutz der Blutgefäße und Einfluss auf die Blutgerinnung. Auch die biochemischen Wege des α-Tocopherols im Schutz der Zellen vor freien Radikalen sind bekannt. Auf der Haut mildert Vitamin E die Belastung durch UV-Strahlung und wirkt entzündungshemmend. Es fördert darüber hinaus die Neubildung von Hautzellen und verstärkt das Feuchthaltevermögen der Haut.
Vitamin E in der Kosmetik
Vitamin E ist also wirklich ein Tausendsassa. Da möchte man am liebsten gaanz viel davon in seiner Creme haben, oder? Doch leider funktioniert das in der Praxis nicht, denn Tocopherol selber wird auch oxidiert. Im Körper ist das nicht schlimm, denn dort wird es durch Vitamin C und Glutathion wieder reduziert, aber in einer Creme…. Bei hochdosierten Formulierungen mit α-Tocopherol müssen deswegen – zum Produktschutz – weitere Antioxidantien zugesetzt werden. Auch würden wir natürlich ungerne den hohen Preis bezahlen. Ja, und der Preis… deswegen wird in der Kosmetik in der Regel synthetisches Vitamin E, als racemisches Gemisch des α-Tocopherols verwendet (es sind acht verschiedene Isomere – also RRR, RRS, …. bis SSS – enthalten). Und auch das gerne verwendete Tocopheryl Acetat wird aus der racemischen Mischung gewonnen. Die verringerte antioxidative Wirksamkeit nimmt man dagegen gerne in Kauf, da der Preis einfach viel günstiger ist. Tocopheryl Acetat bietet zudem den Vorteil, dass es ohne Zusatz von weiteren Antioxidantien formuliert werden kann. In der Haut wird es durch die dort vorhandenen Esterasen (Enzyme) wieder in die aktive Form umgewandelt.
Natürliches Vitamin E
Was ist nun aber, wenn ich kein synthetisches Vitamin E und auch nicht das veresterte verwenden möchte? Eine ganz wesentliche Quelle für Vitamin E sind natürliche Öle, allen voran Weizenkeimöl. Dass nun ausgerechnet in Ölsaaten viel Vitamin E enthalten ist, hat einen einfachen Grund: Die Pflanzen schützen so ihre Samen mit diesem wirksamen Antioxidans vor dem Verderb. Mit dem Auspressen der Samen kommt also auch das Vitamin E ins „fertige“ Öl. Und da alle nativen Ölen das RRR-α-Tocopherol enthalten –, was spricht denn gegen eine Massage mit Weizenkeimöl?
Foto: ©istockphoto/Garnhamphotography
Abb.: ©Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu
Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie sieben Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China und Mülheim adR.
Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.
Dieser Artikel wurde verfasst am 16. September 2014
von Ghita_Yu in der Kategorie Geheimnis Kosmetik
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