One day I’ll fly away – Ferienspecial
Was in Amenity Kits so alles drin ist
Ferienzeit, Reisezeit. Für die meisten geht es mit dem Flieger in den Urlaub: Billigflieger, Ferienflieger häufig als Pauschalpaket gebucht mit Unterkunft und Transfer. Viele von uns nehmen Kosmetika mit an Bord, zum Cremen der Hände, des Gesichts oder was zum Zähneputzen. Häufig genug werden diese Utensilien schon an der Sicherheitskontrolle aussortiert und wir stehen leer da. Das ist die Stunde der on-board-Amenity Kits.
Im Jahr 2015 nutzen 40% der Deutschen das Flugzeug, um an den Urlaubsort zu gelangen, bei Auslandsreisen sogar 56% (1). Dabei wurden im Schnitt etwa 26 % der Reisen mit einer Charter-, ca. 22% mit einer Liniengesellschaft und unter 10 % mit einer Billig Airline unternommen (2). Dabei gilt natürlich auch, je billiger wir buchen, desto weniger Service dürfen wir auf dem Flug erwarten. Die ganz billigen Flieger berechnen nicht nur die Anreise mit dem Shuttle Bus extra, sondern auch jedes Fitzelchen an Bord: Getränke und Imbiss. In der Linienmaschine bekommt man in der Economy Class meist gerade noch ein Feuchttuch im Sachet (siehe auch: Adventszeit – Zeit für den Konsum) und ein Getränk. Doch wer Business fliegt oder gar First, wird dagegen geradezu hofiert (3).
Amenity Kits – Reiseaccessoires statt Reiseneccessaires
Ich war doch ziemlich überrascht als ich bei meiner Recherche zu diesem Thema nicht nur Rankings der Amenity Kits (4), sondern auch Verkaufsanzeigen für Sammler dieser Dinge fand (5). Sie laufen im Englischen unter „collectable aeronautic in-flight-gifts“ oder auf Deutsch: Reiseaccessoires aus der Luftfahrt für Sammler.
Dabei geht es nicht nur um das – häufig stylische – Drumherum, die Tasche, sondern auch um den Inhalt. Hier ist weniger der „Standardinhalt“ gemeint wie:
♦ Schlafmaske
♦ Ohrenstöpsel
♦ Socken
♦ Klappkamm
♦ Zahnbürste und –pasta
♦ Schuhlöffel
♦ Pads für die Ohrhörer
♦ Feuchtigkeitscreme
♦ Lippenpflege
Sondern die Business und First angebotenen Extras:
♦ Kulturtasche
♦ Slipper
♦ Pyjamas
Letztere sind im Netz häufig der Renner, denn sie kommen aus der First und tragen meist einen Markennamen. Bei Lufthansa z.B. von van Laak. Und es gab Zeiten, da war mein Mann so häufig unterwegs, dass auch wir einen regen Handel mit diesen Textilien hätten aufmachen können.
Die Kosmetik in den Amenity Kits
Mit der Wertigkeit der Kosmetika in solchen Kits sieht es häufig ganz anders aus. Einen Lippenpflegestift? Sieht zwar so aus, ist aber nur von der Verpackung her ein solcher. Die Stiftmasse – wenige Millimeter hoch – reicht manchmal nur für die Zeit des Fluges. Ich habe den Eindruck, hier wird geschummelt was das Zeug hält (siehe auch: Kosmetikverpackung – von der Alutube zur Mogelverpackung). Dafür wird aber auch hier mit den Namen hochwertiger Marken geworben: La Prairie, La Mer, Clarins, Korres, Bulgari. Bulgari!
Produkte von Bulgari finden sich auch in der First von Emirates, in die wir unverhofft upgegradet wurden. Entsprechend üppig waren auch die Amenities, mit denen wir ausgestattet wurden. Wir nahmen beide Reisesets für den Urlaub mit. Mein Mann diese an die economy gereisten Töchter. Doch die waren grottenenttäusch: Die Sets waren für Männer mit Rasierklingen und Aftershave.
Design oder nicht sein
Der Kampf um die Kunden wird also nicht nur über den Preis ausgetragen, sondern auch mit so vermeintlich banalen Dingen wie Aftershave oder Gesichtscreme. Hier sind wieder Emirates Trendsetter, die Amenity Kits jetzt auch in der Economy anbieten (6). Das Stichwort dabei ist „augmented reality“, Apps, die sich dann mit dem Smartphone nutzen lassen.
Das Ganze hört sich für mich ziemlich seltsam an, denn ein kleines Reiseset kann man sich auch selber zusammen stellen. In den Drogeriemärkten finden sich Produkte in Reisegröße mittlerweile in extra Regalen, verpackt in eine transparente Plastiktüte (vielleicht mit Zipper) – fertig ist das individuelle Set. Vielleicht nicht so stylisch, dafür enthält es alles was man selber so braucht. Meist reicht es sogar für die geamten Ferien! Vor Abflug solltet Ihr aber unbedingt die aktuellen Verordnungen checken (7).
Es kommt häufig anders als geplant
Nämlich dann, wenn es der Koffer am Abflughafen oder beim Umladen nicht in den Flieger geschafft hat. Während man dann bei „Lost & Found“ die Gepäcknummer angibt und wo man wie lange sein wird und „bitte schnell“ wünscht … dann bekommt man einen „SOS-Kit“ der Airline, der von Aussehen und Inhalt her aussieht wie ein – Amenity Kit.
Literatur
(1) Reiseanalyse – Wie die Deutschen am liebsten Urlaub machen
(2) Statista Umfrage
(3) Amenity Kits für First Class Gäste
(4) Amenity kit reviews
(5) First class amenity kit
(6) Emirates führt Reisesets in der Economy Class ein
(7) Was darf mit?
Foto ganz oben: ©iStock.com/stlee000
Sonstige Fotos: ©Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu
Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie sieben Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China und Mülheim adR.
Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.
Dieser Artikel wurde verfasst am 1. August 2017
von Ghita_Yu in der Kategorie Geheimnis Kosmetik
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