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Wie Kollagen von der Creme in Ampullen kommt

Seit etwa zwei Jahren ist der Hype nun auch bei uns angekommen: Kollagen zum Trinken. In Kombination mit Spurenelementen verspricht es wahre Wunder: frischere, prallere Haut und vor allem - weniger Falten. Aber Moment mal…. Kollagen? Da war doch was….

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junge Frau, die Gummibärchen isst - ©iStock.com/ariwasabi

Kollagen ist ein echt alter Kosmetikinhaltsstoff. Fragt doch mal Eure Mütter oder Großmütter! Denn Kollagen war bis vor ein paar Jahren ein gängiges Beauty Ingredient in Cremes und Seren zur Hautpflege. Erst durch BSE ist es dort verschwunden, um jetzt in neuem Gewand wieder aufzutauchen.

Kollagen, was ist das eigentlich?

Kollagen ist ein Protein, das aus Polypeptidketten besteht (1). Kollagen bildet das sogenannte Bindegewebe, das nicht nur Faszien beinhaltet, sondern alle nicht knöchernen Stützstrukturen des Körpers wie Haut, Sehnen, Blutgefäße. Aber auch am Aufbau der Knochen und des Dentins ist es maßgeblich beteiligt. Man nennt diese Proteine auch Skleroproteine (2-4). Die Peptidketten sind aus etwa 1000 Aminosäuren aufgebaut, die eine typische Tripeptidsequenz beinhalten GLY-X-Y, wobei X häufig Prolin und Y häufig Hydroxyprolin ist.

Bindegewebe

Seit langem ist bekannt, dass das Gewebe in der Dermis, der Schicht unterhalb der Epidermis, die auch pauschal als Bindegewebe beschreiben wird, überwiegend aus Kollagenfasern besteht. Seit etwa 20 Jahren sind Forscher dabei, die Feinstruktur des dermalen Bindegewebes genauer zu untersuchen. Außer Elektronenmikroskopie helfen dabei auch die modernen analytischen Methoden, die es erlauben, die beteiligten Proteine genauer zu beschreiben.

Tabelle: Wichtige Mitglieder der Kollagenfamilie (1) (Version vom März 2015)

Tabelle: Wichtige Mitglieder der Kollagenfamilie (1) (Version vom März 2015)

Es gibt zahlreiche Kollagentypen mit verschiedenen Funktionen, die entsprechend unterschiedliche Strukturen (α-Helices, rechtsgängige Tripelhelix, Fibrillen) mit andersartigen elastischen Eigenschaften haben.

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Kollagen als Anti-Aging Ingredient

Wenn wir in der Kosmetik über Anti-Aging reden, dann meinen wir meist die Verhinderung der Faltenbildung. Falten entstehen durch:
• Mimik
• Abbau der elastischen Fasern im Bindegewebe

Letzteres versuchen wir zu verhindern bzw. zu verlangsamen durch Sonnenschutz, Antioxidantien, gesunde Ernährung oder einfach gute Pflege (5).

Natürlich ist die Ernährung der Haut mit functional foods oder bestimmten Stoffen immer wieder ein Beauty Thema (6), aber häufig wird das Thema Anti-Aging noch über die Haut angegangen (7, 8). Dabei hat Hyaluronsäure in den letzten Jahren einen regelrechten Hype erfahren (9), sicherlich auch, weil sie biotechnologisch gut verfügbar ist. Kollagen wirkt ganz ähnlich und sein Anti-Aging Beitrag auf der Haut ist die gute Feuchtigkeitsbindung und elegante Filmbildung (10).

Kollagen – echt tierisch

Aber schauen wir uns das Ganze doch mal von einer anderen Seite an. Kollagen ist ein tierisches Produkt, das aus Schlachtabfällen gewonnen wird (11, 12). Damit ist es weder für zertifizierte Naturkosmetik noch Produkte mit Halal-Siegel geeignet (13, 14). Dennoch sind Testerinnen super begeistert (15) und bereit, richtig viel Geld dafür auszugeben.

Doch natürlich wird die Wirkung von Trinkampullen oder die Zufuhr von Biomolekülen über den Magen-Darm-Trakt generell kontrovers diskutiert. Zum Beispiel werden zur Linderung von Gelenkbeschwerden neben Kollagen und Hyaluronsäure auch Glucosaminoglucan und Chondroitinsulfat eingesetzt (16). Diese Substanzen werden häufig oral angewendet, aber ihre Wirksamkeit ist nicht belegt, im Gegenteil – die Unwirksamkeit ist belegt (17). Das liegt daran, dass diese Substanzen Magen und Darm passieren müssen und dabei in ihre Bestandteile zerlegt werden. Unverändert können sie also am Zielort nur ankommen, wenn sie injiziert werden.

Essentielle Aminosäuren

Was für die Gelenke gilt, ist auch für die Dermis ziemlich wahrscheinlich. Das Trink-Kollagen wird dort aber nicht ankommen. Die im Kollagen enthaltenen Aminosäuren wie Glycin (GLY), Prolin und Hydroxyprolin kann man auch mit anderen Nahrungsmitteln einfach zu sich nehmen z.B. Fleisch.

Allerdings gibt es eine Reihe essentieller Aminosäuren, die wir mit der Nahrung aufnehmen müssen, weil der Körper sie nicht selber synthetisieren kann. Diese sind Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Valin. Besonders viel davon ist in Hühnereiern, Walnüssen und Erbsen enthalten und natürlich in Fleisch und Fisch (18).

Wer nun aber meint, dennoch Kollagen zu sich nehmen zu müssen, jedoch nicht so viel Geld ausgeben möchte – wie wäre es mit Gelatine? Es leben die Gummibärchen!

Literatur

(1) Wikipedia Kollagen
(2) Spektrum Kollagen
(3) Uni Marburg Kollagene
(4) Dermaviduals
(5) Wirken Antifaltencremes?
(6) Kann man die Haut ernähren?
(7) Vitamin C
(8) Antioxidantien gegen Falten
(9) Hyaluronsäure
(10) Ratgeber Hautgesundheit
(11) Gelatine und Kollagen
(12) Gelatine und Kollagen die Unterschiede
(13) Naturkosmetik
(14) Halal
(15) Elle: Kollagenampullen
(16) Ernährung des Bindegewebes 
(17) Ärzteblatt
(18) WHO Empfehlungen

Foto: ©iStock.com/ariwasabi

Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie sieben Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China und Mülheim adR.

Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.

Dieser Artikel wurde verfasst am 6. Februar 2018
von in der Kategorie Geheimnis Kosmetik

Dieser Artikel wurde seitdem 1694 mal gelesen.

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