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L’Oréal Anti-Age Glykol Peel-Pads und Internetwerbung

Der Kampf gegen Falten ist alt. Und er wird schon auf jugendlich zarten Gesichtern geführt. Präventiv, wie manche meinen. Mit „bekämpfen sie Falten schon vor der Creme“ hat L’Oréal jetzt ein „Reinigungsprodukt“ lanciert, das Glykolsäure enthält. Ich schau mir an, was es kann, inklusive Nebenwirkungen und wie L’Oréal es abseits vom Drogeriemarkt positioniert (1).

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©iStock.com/Evgeniy Skripnichenko

Ich nehme hier ein Produkt unter die Lupe, das gerade extrem beworben wird. Besonders online. Das Wirkkonzept sind Alpha-Hydroxysäuren (AHA). Diese sind schon lange bekannt und werden zur Milderung von Fältchen eingesetzt. Diese Substanzgruppe ist in sogenannten „chemical peels“ Dermatologen vorbehalten, denn sie sind nicht so ganz ohne.

Was man über Alpha-Hydroxysäuren (AHA) wissen sollte

Ihr Lieben, hier mache ich ein wenig Chemie! Das muss jetzt sein, wenn man verstehen will, wie AHAs wirken. AHAs (Englisch: Alpha Hydroxy Acids) sind eine ganze Gruppe von Substanzen, die eine OH-Gruppe in α-Position zur Säure Funktion haben, d.h. direkt am benachbarten C-Atom. Sie werden auch Fruchtsäuren genannt und klingen dann ganz harmlos, sind es aber nicht.

Abbildung 1: Strukturformeln von Glykolsäure und Milchsäure, zwei gängige AHAs

Abbildung 1: Strukturformeln von Glykolsäure und Milchsäure, zwei gängige AHAs

Chemisch gehören sie zu den schwachen Säuren, denn sie dissoziieren nicht vollständig. Das wird durch den pKs-Wert beschrieben. Zusätzlich besitzen sie eine Pufferwirkung im Bereich ihres pKs-Wertes (2). Sauer wirken sie dennoch und tragen in der Regel auch den Sicherheitshinweis: ätzend! Trotzdem, die Menge macht das Gift. Bekannte AHAs, die sowohl als Puffer oder Wirkstoff in kosmetischen Produkten eingesetzt werden, sind:

• Glykolsäure, pKs = 3,83
• Zitronensäure, pKs = 3,13  (als 3-wertige Säure hat sie mehrere pKs-Werte)
• Milchsäure, pKs = 3,90

In Kosmetika werden sie aber in deutlich geringeren Konzentrationen als beim Dermatologen eingesetzt und auch in anderen, physiologischen pH-Bereichen.

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Die epidermale Barriere und der pH-Wert der Haut

Unserer Haut ist unser größtes Organ. Die epidermale Barriere wird durch ihre äußerste Schicht das Stratum Corneum begrenzt: die Hornschicht. Hier werden in letzter Instanz die toten Hautschüppchen abgeschilfert (3). Tot ist diese Schicht aber bei weitem nicht. Außer Lipiden, die zum Teil durch die Talgdrüsen kommen (Sebum) und zum anderen Teil Barrierelipide sind, sind Substanzen des NMF auf der Haut. NMF bezeichnet den „natural moisturizing factor“, der sich unter anderem aus Salz, Aminosäuren und AHAs zusammensetzt (4).

Dieses Gemisch sorgt dafür, dass der Haut pH-Wert bei 5,5 liegt. Dieser physiologische pH-Wert ist relevant für die Homöostase der Hautbarriere, die Integrität und den Zusammenhalt des Stratum Corneums (5,6,7).

Chemische Peelings mit AHAs

Seit über 40 Jahren gehören chemische Peelings zum Standardrepertoire der ästhetischen Dermatologie (8). Man unterscheidet dabei leichte, mittlere und schwere Peelings in Abhängigkeit von der Konzentration der Säure und der Behandlungslänge. Diese bitte nicht mit einem handelsüblichen Gesichtspeeling für zu Hause verwechseln (9)! Peelings mit AHAs sind ätzend!

Abbildung 2: Gefahrensymbol „ätzend“

Abbildung 2: Gefahrensymbol „ätzend“

Und in der einschlägigen Literatur wird dann auch darauf verwiesen, dass z.B. leichte Peelings mit 20% Glykolsäure nur etwa 3-5 Minuten einwirken sollen, dann gründlich neutralisiert werden müssen und eine erneute Behandlung erst nach 14 Tagen erfolgen sollte (10).

Anti-Aging Wirkung von AHAs

Dass nun AHAs ein Dauerbrenner (haha, im wahrsten Sinne des Wortes) sind, liegt daran, dass mittels der Behandlung Fältchen reduziert werden können (11, 12). Gerade bei der lichtbedingten Hautalterung, bei der auch die elastischen Fasern der Dermis abgebaut sind, erzielt man sensationelle Erfolge. Kein Wunder, das sich AHAs beim Dermatologen etabliert haben und auch bei Akne, Narben, Hyperpigmentierungen und anderen „Makeln“ eingesetzt werden (10).

Nebenwirkungen eingeschlossen

Und nun zur nicht so schönen Seite der AHAs – den Nebenwirkungen. Diese sind beträchtlich und werden interessanterweise immer nur in Nebensätzen der wissenschaftlichen Veröffentlichungen erwähnt. Für uns Verwenderinnen sind sie aber äußerst relevant.

• Erythem (Rötung)
• Stinging
• Brennen
• Spannen der Gesichtshaut
• Blasen, Narben, Hyperpigmentierung
• Ausschlag

Bei einer AHA Behandlung sollen folgende Produkte NICHT angewendet werden:

• Retinoid haltige Präparate (Cremes)
• Anti-Akne Produkte
• Hautaufheller
• Behandlungen des Gesichts mit Scrubs

Wichtig ist weiterhin, dass NACH der Behandlung die Haut lichtempfindlich ist und unbedingt Produkte mit hohem Lichtschutzfaktor aufgetragen werden müssen!

L’Oréal jetzt auch bei Amazon

L’Oréal lässt echt keinen Vertriebsweg aus. Bei meiner online Recherche nach den Peel-Pads, ist mir sofort die Amazon Seite angezeigt worden. Und da ist richtig was los! Dr. Ludger Neumann, der wissenschaftliche Direktor von L’Oréal Deutschland erklärt Deutscher Wetterdienst-mäßig, was es mit dem Produkt auf sich hat:

Und es gibt ganz viele Testberichte, die aus den letzten Wochen sind. Viele sind von VINE-Produkttestern, einer exklusiven Amazon Rezensenten Community (14).

Produkttester –  ausgeschlafener Wettbewerb?

Liebe Pinkmelon-Community, strengt Euch an! Denn mit Amazon kommt nicht nur ein weiterer Vertriebsweg in unser Leben (14), sondern mit dem Vine-Club auch eine ganz andere „Klasse“ von Produkttestern. Vor einem Jahr bereits wurde das in der Sendung  galileo unter die Lupe genommen.

www.galileo.tv

Hier werden Produktbewertungen „am Laufband“ geschrieben. Und so sauber, wie bei Pinkmelon wird nicht überall gearbeitet: 20-30%  der Online-Bewertungen sollen laut Fachleuten gefälscht sein.

Fazit

Natürlich sind die Peel-Pads nicht vergleichbar mit einem chemischen Peeling. Das Produkt ist neutralisiert und L’Oréal hat dafür Hydroxyethylpiperazine Ethane Sulfonic Acid eingesetzt (15). Eine sehr ungewöhnliche Puffersubstanz. Es werden fertig getränkte Pads (16) mit zwei unterschiedlich rauen Seiten angeboten, die abends anzuwenden sind. Und nach der Hautreinigung damit nicht mehr abgespült werden.

Trotzdem kommt das Produkt bei mir nicht auf die Haut! Und dass es der Marktführer nötig hat, sein Produkt im Vine-Club bewerten zu lassen, gibt ein zusätzliches G‘schmäckle. Unerwünschte Nebenwirkungen darf man übrigens erwarten, die werden in den Rezensionen bemerkt und auch auf dem Packungstext des Produktes erwähnt.

Echt ist besser! Und Falten sind gar nicht so schlimm, kaputte Haut aber schon.

Literatur

(1) Pinkmelon: Die Macht der Handelsketten
(2) pKs-Wert
(3) Pinkmelon: Helfen Ceramide wirklich
(4) Clive R Harding, John Bartolone, Anthony V Rawlings, Effects of natural moisturizing factor and lactic acid isomers on skin, Dry Skin and Moisturizers: Chemistry and Function , Marie Loden, Howard I. Maibach, Eds (CRC Press) (2000):229-241
(5) pH-Wert der Haut
(6) Stratum corneum pH: Formation and Function of the ‘Acid Mantle’
(7) The pH of the Skin Surface and Its Impact on the Barrier Function
(8) Chemical peels in aesthetic dermatology
(9) Pinkmelon: Enzympeeling
(10) Glycolic acid peel therapy – a current review
(11) Hydroxy Acids, the Most Widely Used Anti-aging Agents
(12) An antiaging skin care system containing alpha hydroxy acids and vitamins improves the biomechanical parameters of facial skin
(13) Amazon Vine-Club
(14) Pinkmelon: Wo kaufe ich Kosmetika am besten ein
(15) HEPES
(16) Pinkmelon: Von hart bis zart

Weiterführende Links

Glykolsäure:
www.lorealparisusa.com
www.pharmazeutische-zeitung.de
Laser gegen das Altern

Foto: ©iStock.com/Evgeniy Skripnichenko

Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie sieben Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China und Mülheim adR.

Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.

Dieser Artikel wurde verfasst am 3. Juli 2018
von in der Kategorie Geheimnis Kosmetik

Dieser Artikel wurde seitdem 1534 mal gelesen.

3 Antworten zu “L’Oréal Anti-Age Glykol Peel-Pads und Internetwerbung”

  1. Suppenhuhn

    Hallo Frau Dr. Lanzendörfer-Yu,
    lehnen Sie Produkte mit AHAs prinzipiell ab? Oder nur diese Peel-Pads von L’Oréal?
    MfG

  2. Ghita_Yu

    Hallo liebes Suppenhuhn,
    vielen Dank für die Anfrage.
    Die Antwort fällt nicht schwarz / weiß aus, denn AHAs komplett abzulehnen geht ja nicht, da sie – wie Milchsäure – Bestandteile des NMFs sind und somit eine wichtige Funktion für die Barriere der Haut haben. Also im physiologischen pH Wert 5,5 +/- und in geringen Konzentrationen, da finde ich spricht nichts dagegen.
    Anders sieht es bei Produkte aus, die in deutlich niedrigeren pH Bereichen oder in deutlich höheren Konzentrationen formuliert sind.
    Niedrigere pH Bereiche führen bei empfindlichen Leuten zu sogenanntem Stinging, kurzfristig sind die bei intakter Haut nicht problematisch. Wichtig ist dabei die Neutralisierung und das komplette Entfernen der Säure nach der Behandlung.
    Im Bereich der pKs Werte gepufferte Produkte lassen sich nicht so mal eben neutralisieren, das ist eben die Funktion eines Puffers. Dort können saure pH Werte über längere Zeiträume bestehen bleiben und Einfluß auf die Integrität der Hautbarriere nehmen. Es entstehen dann u.U. Rötungen und andere unerwünschte Nebenwirkungen.
    Kurz, für mich kommen Anwendungen mit AHAs wie z.B. von L’Oréal angeboten nicht in Frage, sogenannte Chemical Peels eh nicht. Aber es ist natürlich jedem selbst überlassen, was er / sie mit der Haut macht.
    LG Ghita Yu

  3. Suppenhuhn

    Hallo Frau Ghita Yu,
    vielen Dank für die ausführliche und schnelle Antwort!
    LG Suppenhuhn

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