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18°C, wolkig – ich bin geschützt

In den 60er Jahren machten wir unseren ersten Familienurlaub in die Sonne. Nach Amrum. Es war das Jahr, in dem ich eingeschult werden sollte, doch alles, an was ich mich erinnere ist, dass ich einen fürchterlichen Sonnenbrand hatte. Nicht nur ich, wir alle. Dabei hatten wir doch Sonnencreme verwendet!

Ich erinnere mich nicht, wie hoch der Lichtschutzfaktor der Creme war, aber er war nicht hoch, vielleicht 4 oder 6.
Danach wurden die Lichtschutzfaktoren Jahr um Jahr höher. Denn je höher desto besser, oder?

Das ist natürlich eine gute Frage: Ist ein besonders hoher Lichtschutzfaktor wirklich der beste Schutz? Was besagt diese Zahl überhaupt?

Ich fange mal von hinten an. Der Lichtschutzfaktor (LSF) – manchmal steht er auch in Neudeutsch drauf: sun protection factor (SPF) – ist der Faktor der angibt, wie viel länger man in der Sonne bleiben kann als unbehandelt. Wenn ich also beispielsweise 20 Minuten in der Sonne bleiben kann, bevor ich einen Sonnenbrand bekomme, kann ich, wenn ich eine Creme mit LSF 8 verwende 20×8 also 160 Minuten in der Sonne bleiben. Das sind 2 Stunden und 40 Minuten. Nicht gerade lang, wenn ich also den ganzen Tag am Strand verbringen möchte. Sollte ich dann nicht doch vielleicht lieber gleich ein Produkt mit LSF 30 wählen?

Woher weiß ich aber eigentlich, wie lange ich ohne Schutz in der Sonne bleiben kann ohne zu verbrennen? Glücklicherweise gibt es eine Methode, die anhand der Hautfarbe, Augenfarbe und der Pigmentierung (z.B. Sommersprossen) eine Klassifizierung in Hauttypen erlaubt. In West-Europa kommen überwiegend vier Hauttypen vor: von sehr hell bis braun. Die meisten Deutschen haben einen Hauttyp zwischen 2 und 3. Doch am besten ist es, man macht den Test selbst: http://www.haut.de/service/hauttyp-bestimmung

Generell empfiehlt sich aber, vorsichtig mit der Sonnenbestrahlung zu sein. Zwar hat Sonnenlicht eine positive Wirkung auf uns und ist allgemein der beste Stimmungsmacher. Doch das Sonnenlicht ist physikalisch gesehen Strahlung. Dabei ist die für uns unsichtbare Ultraviolettstrahlung – UV A und UV B – die gefährliche. Diese energiereiche Strahlung hat in zu hoher Dosis auch Nebenwirkungen, von denen der Sonnenbrand nur die „mildeste“ ist. Eine zu hohe Dosis und zu häufiger Aufenthalt in der Sonne beschleunigen die Hautalterung und können zu Hautkrebs führen. Es empfiehlt sich also, einen wirklich guten Sonnenschutz zu verwenden.

Also doch: Je höher der LSF desto besser? Nicht ganz, denn ein Produkt mit hohem LSF muss auch eine große Menge Lichtschutzfilter enthalten. Gerade in Produkten mit LSF 20 und höher sind häufig große Mengen Titandioxid nötig, um den gewünschten Schutz zu erzielen. In großen Mengen macht Titandioxid das Produkt klebrig und schwer verteilbar. Und wenn es schwer verteilbar ist, verwendet man es nicht gerne und das ist dann auch ein Problem. Auch sollte man beim Auftragen genau darauf achten, dass man wirklich jede Körperstelle abgedeckt hat, denn nichts ist ärgerlicher als ein fieser Sonnenbrand in der Kniekehle oder auf den Ohren.

Auch, wenn man den Tag nicht nur liegend am Strand verbringt, sondern vielleicht bei bedecktem Himmel wandert oder eine Stadt besichtigt – eincremen! Denn die Strahlung dringt auch durch Wolken.
Und natürlich ist es ein Unterschied, ob ich auf Amrum bin oder Barbados, in Norwegen wandere oder den Aetna besteige. Als Faustformel gilt: Je höher der Berg oder je näher am Äquator man sich aufhält, desto stärker die UV-Strahlung. Gleichzeitig gilt überall auf der Welt: um die Mittagszeit ist die Strahlung am stärksten.

Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Denn man kann ein paar ganz einfache zusätzliche Schutzmaßnahmen treffen. Ein Hut mit breiter Krempe, um den Nacken zusätzlich zu schützen, ein langärmeliges Hemd bei der Wandertour, eine Mittagspause vom Strand und frühestens nach zwei Uhr nachmittags wieder in die Sonne.

Kurz: es muß nicht das Produkt mit dem höchsten LSF sein, besser ist zusätzlicher Schutz und mehrfach am Tag wirklich überall eincremen und Sonnenpausen machen.

Am Ende des Urlaubs ist die Haut vielleicht nicht so braun, bleibt dafür aber länger schön.

Foto: ©istockphoto/haveseen

Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie vier Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China.

Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.

Dieser Artikel wurde verfasst am 2. August 2011
von in der Kategorie Geheimnis Kosmetik

Dieser Artikel wurde seitdem 2561 mal gelesen.

2 Antworten zu “18°C, wolkig – ich bin geschützt”

  1. Johanna

    Und wieder etwas dazugelernt! Sehr gut geschrieben, danke für die Info! Freue mich auf weitere Artikel von der Expertin!

  2. Misskaffeebohne

    Amrum! Gestern Nacht wiedergekommen. Wunderschön…

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