Cremst Du noch oder pflegst Du schon?
After-Sun – das midsommar special
Am längsten Tag des Jahres, so ist es Brauch in Skandinavien, geht man nicht ins Bett, sondern feiert den ganzen Tag, ähm Nacht hindurch. Es wird nicht dunkel und bei gutem Wetter scheint auch die Sonne die ganze Nacht lang. Und dann hat man am nächsten Tag nicht nur einen Kater, sondern auch einen gepflegten Sonnenbrand.
Man muss gar nicht so weit in den Norden reisen. Denn, es ist ein Klassiker: Man fährt von A nach B und plötzlich ist das Wetter ganz anders und man selbst darauf nicht vorbereitet. Und als Mitbringsel nimmt man vom Ausflug einen hübschen Sonnenbrand mit nach Hause. Jetzt müsste es doch DAS tolle After-Sun Produkt geben, das die eigene Dummheit lindern hilft.
Sonnenbrand, was ist das eigentlich
Nach zu viel Sonne reagiert die Haut mit Entzündungserscheinungen, die etwa 4 bis 8 Stunden nach dem Sonnenbad einsetzen und 12 bis 36 h anhalten. Die Dermatologen sprechen von einer dermatitis solaris, die in schlimmen Fällen bis hin zu Verbrennungen 2. Grades gehen kann. Das „Krankheitsbild“ ist einfach zu beschreiben: Die der Sonne ausgesetzten Stellen sind gerötet bis hin zu krebsrot, häufig geschwollen, spannen und jucken wie blöde. Unbehandelt klingen die Symptome auch wieder ab, die Haut wird zunächst braun, um dann später abzupellen. Doch Sonnenbrand – gerade im Kindesalter – erhöht nachweislich das Risiko später an Hautkrebs zu erkranken. Da wir das alles wissen, schützen wir uns in der Regel auch gut, aber halt nicht immer….
Sonnenlicht aktiviert bestimmte Hautzellen
Strahlung, Licht oder UV Strahlen durchdringen die obersten Hautschichten und lösen bei den Zellen, auf die sie treffen, eine Reaktion aus. Dafür müssen wir uns zunächst nochmal vor Augen führen, was in der Haut eigentlich alles los ist. In der äußersten Schicht, der Epidermis, gibt es nicht nur klassische Hautzellen, sondern viele andere, die völlig anders aussehen und andere Funktionen haben. Melanozyten und Langerhans Zellen sind diejenigen, die durch Sonnenlicht, heißt UV Strahlung – ganz genau UV B Strahlen – aktiviert werden. Melanozyten reagieren relativ langsam und bilden durch diese Bestrahlung sogenanntes Melanin, dunkle Pigmentcluster, die unsere Haut braun färben und dann wiederum vor UV B Strahlen schützen. Langerhans Zellen gehören zur Immunabwehr und sorgen nach (starker) Bestrahlung sofort dafür, dass sogenannte Entzündungsmediatoren ausgeschüttet werden. Diese „entsorgen“ geschädigte Strukturen und sorgen für die Sonnenbrand typischen Symptome.
Schäden beheben?
Dumm gelaufen, wenn man nun doch einen Sonnenbrand hat. Rückgängig machen kann man den Schaden nicht, lediglich lindern. Da hilft es, eine alte Apothekerweisheit zu nutzen, dass man Heißes mit Kaltem behandelt. Also alles was kühlt ist gut für gerötete Haut: feuchte Umschläge oder Quark aus dem Kühlschrank, der auch juckreizstillend, schmerzlindernd und abschwellend wirkt.
Oder man verwendet ein After Sun Produkt. Die allermeisten basieren auch auf dem kühlenden Prinzip und sind Gele oder Gel-Cremes, häufig mit Alkohol (verdunstet schnell und kühlt) und Extrakten von Pflanzen, die entzündungshemmend wirken wie: Hamamelis, Aloe Vera, Kamille (Wirkstoff α-Bisabolol) oder Süßholz (Glycyrrhiza, Arzneipflanze des Jahres 2012). Andere Wirkstoffe sind Allantoin, Niacinamid (Vitamin B3) oder Panthenol (Provitamin B5), das auch nachweislich wundheilend wirkt.
Doch wenn das nicht helfen sollte, hilft nur noch der Gang in die Apotheke. Produkte, die Antihistaminika wie Dimetindenmaleat, Bamipin oder Chlorphenoxamin enthalten und effektiv juckreizstillend wirken, bekommt man dort. Natürlich erhält man auch freiverkäufliche Hydrocortison-Präparate, die gegen alle Sonnenbrandsymptome helfen, mit den Risiken, die Cortison mit sich bringt.
Aber, wenn man schon in der Apotheke ist, eine Packung Aspirin sollte man gleich mitnehmen, denn 1 g Aspirin sofort eingenommen, wenn man das Gefühl hat, zu viel Sonne abbekommen zu haben, vermindert den Sonnenbrand deutlich. Wenn man die Tabletten zu spät genommen hat – auch nicht schlimm, sie helfen ja auch gegen Kopfschmerzen von der feucht-fröhlichen midsommar Party.
Fotograf: ©Madeleine von Feilitzen
Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie vier Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China.
Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.
Dieser Artikel wurde verfasst am 26. Juni 2012
von Ghita_Yu in der Kategorie Geheimnis Kosmetik
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