Kolumne
Dunkelhäutig? Wie finde ich mein Make-up
Der Markt boomt für Foundations, die alles können: sich dem Hautton anpassen und leicht sein. Und es gibt sie für alle Ethnien.
Die Zeitonline Redaktion wollte mich sprechen (1): Ob Farbige in deutschen Drogerien diskriminiert würden? Weil es keine Foundations für Dunkelhäutige gäbe. Man kann niemandem verbieten, nur das in die Regale zu stellen, was sich gut verkauft. Wo also wenig Dunkelhäutige leben, wird es auch wenige Produkte für sie geben. So meine Antwort.
Wo bekomme ich Foundations für Dunkelhäutige?
Vor etwa 5 Jahren sprach mich eine Pinkmelianerin genau daraufhin an. Auf Foundations für dunkelhäutige Menschen (2). Ob und wie ich ihr und ihrer Cousine da helfen könne. Wir trafen uns in Köln und machten zunächst eine Liste, bevor wir im Drogeriemarkt nach preiswerten Produkten fahndeten. Es gab ein paar, aber richtig begeistert waren die beiden Mädels nicht, die wunderschöne zartbitterschokoladen-farbene Haut hatten. Sie wollten was richtig dunkles und dafür eben nicht so viel Geld wie in der Parfümerie ausgeben müssen.
Ist Köln das richtige Pflaster? Oder ist London besser? Oder Paris? Ein Mini-Shop mit „African Products“ findet sich auch in Mülheim. Dort werden Haar- und Hautpflegeprodukte angeboten, von Marken, die wir (Weißen) nicht kennen. Afrikaner natürlich schon. Aber wer etwas auf sich hält und das nötige Kleingeld besitzt, kauft die teuren Marken: MAC, Dior, Inglot oder weitere.
Luxus, Mode, Make-up
Mode und Make-up gehören zusammen. Styles und Trends wechseln mit den Jahreszeiten. Demnach müsste sich auf dem Laufsteg schon abzeichnen, was wir irgendwann auch im Massenmarkt kaufen können. Ich will zunächst mal wissen, welche und wie dunkel die Models sind und suche in den relevanten Frauenmagazinen nach ihnen. Zwar gibt es sie, die dunkelhäutigen Ikonen des Laufstegs: Grace Jones, Naomi Campbell, Iman oder Waris Dirie. Die Fotostrecke aus dem Frauenmagazin Jolie zeigt aber mehr: nämlich, dass die meisten dunkelhäutigen Models gar nicht so dunkel sind (3). Ich muss nach Paris!
Ortstermin Paris
Galleries Lafayette und Printemps sind meine Ziele, wo ich die Kosmetikbereiche nach Marken durchstöbere, die ein möglichst breites Farbsortiment anbieten. Es sind fast alle. Auffallend finde ich Dior Backstage und Fenty Beauty von Rihanna (40 Farbtöne). Weiter Bobby Brown, Armani (dresscode for face) oder Laura Mercier (flawless fusion). In Les Halles stöbere ich bei Yves Rocher (4) und bei Sephora, natürlich. Doch die wirklichen Knaller sind im Massenmarkt bei monoprix (eine riesiger Discounter für alle möglichen Waren). Hier gibt es Paletten mit bis zu 29 Nuancen. Klar, dass sich L’Oréal im Heimatmarkt deutlich positioniert. Das Produkt heißt in Frankreich accord parfait, bei uns true match (manchmal auch perfect match, aber das kennen wir ja von ihnen, die Namensvielfalt). Maybelline, auch aus dem Hause L’Oréal, bietet immerhin 20 Nuancen an.
Und ich entdecke eine mir völlig unbekannte Marke: Hapsatou Sy (5). Sie ist eine französische Celebrity mit eigener Beauty Marke – bei monoprix. Und natürlich einer breiten Palette dunkler Farbnuancen für Foundations.
Tausend Nuancen, aber wie finde ich meine?
Es gibt also wirklich Auswahl – mittlerweile übrigens nicht mehr nur im Ausland, sondern auch in den deutschen Drogeriemärkten! L’Oréal hat beispielsweise noch mal nachgelegt! Sie bieten jetzt 40 Nuancen an (6)! Stöhn!
Das Problem ist daher nicht mehr, eine Foundation in dunklen Tönen zu finden, sondern eine für den eigenen Hautton. Während mir die L’Oréal Markenbotschafterinnen wie Iris Berben (2N) Heike Makatsch (1,5N) nicht helfen, tut es die Anleitung am point of sales leider auch nicht. Denn alle Hersteller haben ihre Sortimente so ausgerichtet, dass wir Kundinnen zunächst wissen müssen, wie unser Hautton beschaffen ist: kühl, neutral oder warm. Erst dann können wir gezielt in den entsprechenden Farbtönen der Foundations suchen.
Der Test am Unterarm ist dabei nur bedingt hilfreich, denn im Gesicht sind wir meistens einen Tick dunkler. Also, lieber am Hals oder an der Wange testen. Dafür braucht man dann einen Spiegel oder eine Shopping-Begleitung und deutlich bessere Beleuchtung als in den meisten Drogerien. Dennoch gilt: lieber eine Nuance heller wählen als zu dunkel.
Aber, ist eine dunkle Foundation wirklich der Kassenschlager?
Vielleicht ist eine Foundation für richtig dunkelhäutige Frauen aber gar nicht so wichtig wie für hellhäutige. Auf heller Haut sind rötliche Pickelchen oder Sommersprossen stärker zu sehen als auf dunkler Haut. Dunkel Haut braucht also weniger Abdeckung und kann mit einem eher seidig glänzendem Produkt schon gut geschminkt werden. Das ändert natürlich nichts daran, dass auch Dunkelhäutige sich eine passende Foundation wünschen. Aber, die Ränder, die auf weißen Kragen hinterlassen werden können, sind echt schwer auszuwaschen. Nur die Hersteller können letztendlich die Frage beantworten, wie gut sich ihr Produkte für Dunkelhäutige nun verkaufen.
Referenzen
(1) Zeit: Diversity- Beauty Industrie
(2) Pinkmelon: Ethnic Skin
(3) Jolie: Dunkelhäutige Models
(4) Yves Rocher: Foundations
(5) Wikipwdia: Hapsatou Sy
(6) L’Oréal: Perfect Match Nuancen
Foto: ©iStock.com/LuminaStock
Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie sieben Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China und Mülheim adR.
Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.
Dieser Artikel wurde verfasst am 6. November 2018
von Ghita_Yu in der Kategorie Geheimnis Kosmetik
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