Macht die Haut weich
Enzympeeling
Easy peasy: Enzympulver anrühren, auf die Haut auftragen, einwirken lassen, abspülen, fertig. Die Haut wird sanft von Schüppchen befreit. Gerade für sensible Haut soll dieses Verfahren besonders geeignet sein. Ohne Rubbeln und Reiben wird ein strahlender Teint erhalten. Fertig!
Fertig? Natürlich nicht, noch nicht. Denn Enzyme sind Biokatalysatoren, die viiiel mehr können, als nur Hautschüppchen abtragen.
Klassifikation der Enzyme
Enzyme lassen sich leicht erkennen, da sie immer auf „ase“ enden. Sie werden entsprechend der von ihnen katalysierten Reaktion in sechs Enzymklassen eingeteilt und heißen ansonsten danach, was sie machen (1):
Zum Beispiel sind Amylasen Enzyme, das Stärke zu Zucker spalten und gehören in die Klasse EC 4. Wir haben sicherlich alle das Experiment gemacht, Brot so lange zu kauen, bis es süß schmeckt. (2)
Enzyme – Helfer in allen Lebenslagen
Enzyme katalysieren biochemische Reaktionen und werden schon lange in allen möglichen (technischen) Bereichen eingesetzt. Die bekannteste ist sicherlich die Käseherstellung, in der das Enzym Lab, das aus Kälbermägen gewonnen wird, verwendet wird. In modernen Waschmitteln werden zur Flecklösung Lipasen, Proteasen und Amylasen eingesetzt. Und in der Haut spielen Enzyme auch viele wichtige Rollen (3).
Enzyme in der Haut
Auf und in der Haut sorgen Enzyme ebenfalls dafür, dass Stoffwechselprozesse der Haut optimal funktionieren. Dazu gehören Proteasen, die dafür sorgen, dass die Haut abgestorbene Hautzellen gut abschuppen kann, genauso wie Esterasen, die Vitamine, wie sie in kosmetischen Formulierungen enthalten sind, z.B. Tocopherolacetat in die aktive Form umwandeln.
Und was ist drin in Enzympeelings?
Auf wichtigen Gesundheitsseiten (4,5) wird angegeben, dass kosmetische Enzympeelings häufig Pflanzenenzyme aus Papaya oder Ananas enthalten. Auf der INCI erscheinen die als Papain (6) oder Papaya Fruit Extract bzw. Bromelain. Diese Enzyme wirken keratolytisch, d.h. sie lösen Verhornungen, die aus Keratin bestehen, eben wie die Hautzellen. Allerdings fand ich bei einer Übersichtsrecherche als weitere Inhaltsstoffe Subtilisin, das eine Protease aus Bakterien ist oder sogar Lipase in den Formulierungen und häufig auch in Kombination. Diese sind dann besonders wirksam bei Verhornungsstörungen mit Pickeln (siehe auch: Pickel und Akne).
Wieviel Enzym soll es denn sein?
Ich bin ziemlich enttäuscht, denn in meiner Recherche finde ich keine Hinweise auf die Einsatzmenge der Enzyme. Das ist im Prinzip nicht schlimm, es werden keinen großen Mengen sein, denn wir reden hier von BioKATALYSATOREN und da reicht auch schon wenig. Dennoch ist die Wirksamkeit abhängig von:
– Einwirkdauer
– Konzentration
– Milieu (Wärme, pH-Wert usw.)
In diesem YouTube Video wird das sehr schön gezeigt:
https://youtu.be/X9ksWmHKET4
Aber nicht nur auf der Haut entfalten Enzyme eine positive Wirkung. So gibt es auch etliche Produkte, die die Verdauung verbessern sollen, bei Lactoseintoleranz helfen, Entzündungen reduzieren usw. und natürlich auch genügend Produkte, die damit werben Coenzyme zu enthalten.
Und sensible Haut? Enzyme lösen die obersten Hautschüppchen ohne zu Schrubbeln, dennoch sollte man sich genau an die Anwendungshinweise halten und das Produkt wirklich nicht länger als angegeben auf der Haut lassen und gründlich abspülen.
Referenzen
(1) Enzym
(2) Amylasen
(3) Enzyme – lautlose Heinzelmännchen
(4) Peelings
(5) Enzympeeling
(6) Papain aus Papayas – wirksam gege unreine Haut
Foto: ©iStock.com/puhhha
Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie sieben Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China und Mülheim adR.
Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.
Dieser Artikel wurde verfasst am 21. März 2017
von Ghita_Yu in der Kategorie Geheimnis Kosmetik
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