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Konservierungsstoffe in Kosmetika

Propylparabene, Diazolidinyl Urea, Methylchloroisothiazolinone, Methyldibromo Glutaronitrile - sie sind Zungenbrecher wie sie im Buche stehen und dazu noch - Auftragskiller! Eigentlich sind sie Konservierungsstoffe für Kosmetika - und gefährlich?

Es gibt wohl keinen kosmetischen Inhaltsstoff, bei dem sich alle so einig sind: Konservierungsstoffe? Am liebsten ohne. Es ist bekannt, dass sie die Haut reizen und  Allergien auslösen können. Ein notwendiges Übel also? Geht es nicht „ohne“ besser und vor allen Dingen verträglicher? Schauen wir uns das doch mal an.

Konservierung was ist das?

Jeden Tag konservieren (bewahren) wir irgendetwas: das Auto mit seiner Lackierung vor dem Verrosten, das Gefühl des Sommers, indem wir die Früchte in Rum (Alkohol) einlegen oder unser eigenes Aussehen, indem wir es pflegen. Das Konservieren ist alte Tradition und  ohne die Konservierung von Lebensmitteln sei es von Fleisch als Wurst oder Schinken, Milch als Käse, Tierhäute als Leder, hätte sich Ötzi nie in die Berge wagen können, Columbus wäre mit seiner Besatzung auf hoher See verhungert und Neil Armstrong hätte nicht den Mond betreten.

Viele Dinge des täglichen Gebrauchs müssen konserviert werden, gerade Kosmetika, denn Mikroorganismen sind ihre Lieblingsfeinde. Zudem fordert der Gesetzgeber: „… kosmetische Mittel dürfen bei normaler oder vernünftigerweise vorhersehbarer Verwendung die menschliche Gesundheit nicht schädigen…“

Pathogene Keime können böse Infektionen hervorrufen

Was ist jetzt schädlicher: der Einsatz eines Konservierungsmittels oder das Risiko der Verkeimung des Produktes? Letzteres hört sich so lapidar an, es ist aber eine der wichtigsten und schwierigsten Aufgaben, genau das zu verhindern. Wir tragen überall Keime mit uns herum und natürlich gelangen die auch mit unserem Finger in den Cremetiegel. Und das sind bei weitem nicht nur „gute“ Keime: Staphyllococcus aureus und Pseudomonas aeruginosa gehören zu den bedeutendsten und gefährlichsten pathogenen Keimen, die nicht nur das Kosmetikum zersetzen, sondern auch böse Infektionen auf der Haut bzw. im Auge auslösen können – Erblindung eingeschlossen.

Als Konservierungsstoff im Sinne der Kosmetikverordnung gilt ein Stoff, der eine überwiegend konservierende Wirkung hat und ist in der Positivliste aufgeführt und toxikologisch umfassend geprüft. Es stellt sich dann nur die Frage, wieso Konservierungsstoffe eine derartig schlechte Presse haben. Formaldehyd: reizend bis krebsrerregend; Parabene: östrogene Wirkung bis hin zum Krebs; Kathon CG (und andere halogenorganische Konservierungsmittel): Allergien ohne Ende.

Produktkonservierung – eine Gratwanderung

Eines muss man sicherlich feststellen: Konservierungsstoffe sind keine Wohlfühlingredientien, sie haben den Zweck zu töten – Mikroorganismen – und können deswegen auch zu Reizungen auf der Haut führen. Die Kunst ist es nun, die Creme, das Shampoo oder die Mundspülung so auszustatten, dass der Zweck des Tötens von Mikroorganismen erreicht wird OHNE auf der Haut zu Reizungen zu führen. Eine Aufgabe, der sich die Produktentwickler sehr intensiv widmen und für die Sicherheitstests ziemlich viel Geld ausgeben.

Da ist zunächst der mikrobiologische Belastungstest, in dem nach standardisierter Methode mit speziellen Keimen aus den Gruppen gram-positiver und -negativer Bakterien, sowie Hefen und Pilzen beimpft wird und nach definierten Zeiträumen gezählt wird, wie viele davon noch übrig sind. Nur Formeln, die die hohen Anforderungen erreichen, dürfen auch produziert werden – natürlich werden diese Formeln auch peinlichst genau auf ihre Verträglichkeit hin untersucht.

In der Produktion gilt nun absolute Sauberkeit: Hygiene ist vorgeschrieben und produziert wird nach GMP (Good Manufacturing Practice). Nach der Produktion und (!) nach dem Abfüllen in die Verpackung wird das Produkt auf Keimfreiheit überprüft – nur dann kommt es in den Handel.

Einige Konservierungsmittel unter die Lupe genommen

Warum aber nun haben einige Konservierungsmittel eine so schlechte Presse? Zunächst mal Formaldehyd. Es wurde in den 80ger Jahren verstärkt zur Herstellung von Spanplatten verwendet, diese wurden in Möbel verbaut und Formaldehyd dünstete dann in die Raumluft aus. Das führt zu Atemwegsbeschwerden. Die Verbraucher liefen Sturm, Zimmerlilien hatten Hochkonjunktur und die Kosmetikindustrie arbeitete fieberhaft an neuen Formeln, denn Formaldehyd war bis dahin eines der besten Konservierungsmittel gewesen: geringe Einsatzkonzentration – gute Wirksamkeit. Formaldehyd darf auch heute noch eingesetzt werden (in reiner Form oder z.B. als Diazolidinyl Urea, einem Formaldehyd Abspalter) , denn sein Reizpotential in wässriger Lösung ist überschaubar gering. Krebs kann es nur erzeugen, wenn es gasförmig vorliegt und über lange Zeiträume eingeatmet wird.

Danach setzte man verstärkt Kathon CG (INCI: Methylchloroisothiazolinone und Methylisothiazolinone) ein, das ein ähnlich gutes Wirkspektrum wie Formaldehyd hatte. Doch dann schlugen Dermatologen Alarm: man fand in „patch tests“ vermehrt allergische Reaktionen auf diesen Stoff. Heute wird zwar vermutet, dass man die Konzentration im Test viel zu hoch wählte, die Verbraucher waren aber irritiert. Wieder wurden alle Formeln überarbeitet.

In den darauf folgenden Jahren wurden zunehmend Parabene eingesetzt, die aber auch nicht für alle Verwender gleich gut verträglich sind. In den letzten Jahren nun wurde vermutet, dass sie an der Entstehung von Brustkrebs beteiligt sind. Dieses Gerücht – ich muss es so nennen – hat sich im Zeitalter von email und sozialen Netzwerken ultraschnell verbreitet und zu großer Verunsicherung geführt. Wissenschaftler halten dagegen, dass es für die Beteiligung an Krebs keinerlei Hinweise gibt. Zudem wurden viele Studien durchgeführt, um auch das östrogene Potential dieser Stoffe zu untersuchen. Viele Hersteller haben dennoch ihre Formeln überarbeitet….

Fazit: Alle diese Konservierungsmittel gelten nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft als sicher in den zugelassenen Einsatzkonzentrationen. Und man darf beruhigt sein, Verbraucherschützer überwachen dieses sorgfältig.

Konservierungsmittelfreie Kosmetik

Wer dennoch lieber auf unkonservierte Kosmetikprodukte zurück greifen möchte: natürlich gibt es sie. Denn auch die Produktentwickler hatten irgendwann von dem ewigen Neu-Formulieren die Nase voll. Doch man „erkauft“ sich dieses mit anderen Nachteilen. Einsatz von Alkohol oder großer Mengen Polyole  zum Beispiel, Einsatz von Estern kurzkettiger Fettsäuren, speziellen Parfüms, Verwendung eines teuren Packmittels usw.

Und die Zigarette schmeckt auch viel besser, wenn man seine Haut mit  konservierungsmittelfreier Kosmetik gepflegt hat. Das Rauchen einer Zigarette setzt 0,85 bis 40 μg Formaldehyd frei, sechs Zigaretten in einem kleinen Raum können innerhalb von 15 Minuten die Formaldehydkonzentration in der Luft auf  1/3 des MAK Wertes (maximale Arbeitsplatzkonzentration beschreibt die Höchstmenge, die unter normalen Arbeitsbedíngungen erlaubt ist) hochschnellen lassen. Wer noch mehr wissen will, dem sei der folgende Link empfohlen: http://www.bfr.bund.de/de/start.html.

Foto: ©istockphoto.com/101cats

Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie vier Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China.

Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.

Dieser Artikel wurde verfasst am 12. Juni 2012
von in der Kategorie Geheimnis Kosmetik

Dieser Artikel wurde seitdem 12331 mal gelesen.

4 Antworten zu “Konservierungsstoffe in Kosmetika”

  1. Trivia

    Der Artikel ist gut geschrieben, informativ und vor allem lesenswert! Daumen hoch 😉

  2. elfengleich_de

    Gewiss, ohne Konservierung wird es schwierig. Ötzi nutzte natürliche Konservierungsmethoden…Salz und Wasserentzug. Das ist natürlich vor allem in Kosmetika oder Duschgels/Shampoos etwas schwierig, da diese doch ziemlich viel Wasser enthalten. Da wäre ja noch Ethanol… die Rumtopf Methode… ok, Ethanol wirkt entfettend auf die Haut, trocknet sie aus. Klar, will man nicht. Zucker scheidet auch aus. Also bleiben nur die synthetischen Konservierungsstoffe. Allerdings, muß man denn alles konservieren? Duschgels, die sich innerhalb von 2 Wochen verbrauchen und nur kurzzeitig mit der Haut in Berührung kommen. Will man Konservierungsstoffe in Cremes und make ups, bei denen krebserzeugende oder fördernde Wirkung vermutet wird, den ganzen Tag im Gesicht tragen?
    Es gibt da eine Untersuchung über Parabene von W. Parzefall, C. Drucker, N. Erlach, A. Losert, M. Micksche, die für die österreichische Krebshilfe erstellt wurde. Kann jeder leicht im Internet finden. Meiner Meinung nach sollten Konservierungsstoffe (und auch andere Inhaltsstoffe) schon dann aus Formulierungen verschwinden, wenn ein begründeter Anfangsverdacht besteht. Better safe than sorry. Vielleicht treibt man damit den Teufel mit dem Beelzebub aus, aber vielleicht beschleunigt das auch die Entwicklung innovativer Verfahren zu Konservierung von Kosmetik? Für mich bleibt nach wie vor der Zusatz von Parabenen gerade in Lotionen (noch keine ohne gefunden) oder Handcremes sowie Gesichtscremes „no go“. Was ich in dem Artikel vermisse, ist die unvoreingenommen Darlegung des Problems. Kommt so ein bißchen rüber wie “ muß sein, damit basta“.

  3. Zucker82

    Herzlichen Dank

  4. Suppenhuhn

    Hallo Frau Dr. G L-Y,
    der Artikel ist zwar schon ein paar Jahre alt, aber er hat mir bei einer Kaufentscheidung geholfen. Ich bin auf der Suche nach einem Shampoo, welches mild formuliert ist. Dann habe ich Diazolidinyl Urea am Ende der Liste gefunden und war erstmal irritiert. Aber ich bin nach diesem Artikel beruhigter und möchte natürlich keine uneingeladene Gäste in meinem Shampoo – auch wenn diese noch so klein sind….
    Danke für den Artikel.

    P.S.: Ich habe endlich das Pinkmelon INCI-Lexikon entdeckt 🙂

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