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Neurodermitis – eine Winterallergie?

Juckender Hautausschlag - Neurodermitis - bricht pünktlich zur kalten Jahreszeit aus. Vor etwa 100 Jahren war Neurodermitis jedenfalls noch so gut wie unbekannt. In unserer Zeit und unseren Breiten nimmt die Erkrankung extrem zu - eine Volkskrankheit geradezu! Während meines Studiums litt auch ich unter einer Atopie: Kratzte ich meine Haut, entstand zunächst ein heller Streifen, der dann nach einigen Minuten rot und dick wurde und höllisch juckte.

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Waschen wir uns zu viel? Essen wir zu viele exotische Früchte oder zu viel Fast-Food? Behandeln wir unsere Kleidung falsch? Kann man überhaupt etwas dagegen tun, gegen die leidigen Schübe extrem trockener Haut? Die schlechte Nachricht zuerst: Neurodermitis oder auch atopische Dermatitis genannt, kann man nicht heilen. Schlimmer noch, häufig genug geht mit dem juckenden Hautausschlag auch eine Allergie einher. Mit etwas Glück wächst sich die Neurodermitis raus, denn sie betrifft überwiegend Babies und Kinder. Doch häufig genug haben auch Erwachsene darunter zu leiden.

Abb. aus: Allergologie, Skriptum zum Wahlfach SE 514011, Beatrice Jahn-Schmid, Medizinische Universität Wien 2007

Neurodermitis – die Auslöser sind viele

Ein Unglück kommt selten allein und so ist es auch bei einer Neurodermitis. Nun haben die Fachleute immerhin festgestellt, dass Umwelteinflüsse und Genetik (Vererbung) zusammen treffen müssen, damit das Ekzem ausbrechen kann.  Als Gendefekte werden im Wesentlichen ein gestörter Verhornungsprozess der Haut  durch eine Verminderung von Filaggrin diskutiert sowie ein Δ-6-Desaturase-Mangel (Umwandlung von γ-Linolensäure in Barrierelipide), der zu einer unvollständigen Bildung der Hautbarriere-Lipide führt. Die Zusammenstellung in der Tabelle zeigt einige, bei weitem aber nicht alle Neurodermitis auslösenden Faktoren.

Tabelle: Provokationsfaktoren nach S. Fischer, J. Ring, D. Abeck: Atopisches Ekzem. Provokationsfaktoren und Möglichkeiten ihrer wirkungsvollen Reduktion bzw. Elimination. In: Der Hautarzt. Volume 54, Nr. 10 (Oktober 2003) und NIH (http://www.niams.nih.gov/Health_Info/Atopic_Dermatitis/default.asp)

Schaut man sich diese Zusammenstellung an, fällt vor allem auf, wie unterschiedlich die Auslöser einer Neurodermitis sein können. Nicht nur in der Winterzeit besonders lästig ist die Irritation der Haut durch Textilien (siehe auch: Lanolin – ein nachhaltiger Rohstoff mit Zukunft), die sich echt nur schlecht vermeiden lassen. Unter der Exposition zu chemischen Stoffen verbergen sich der Kontakt zu Lösemitteln oder Chlor, bei den Aeroallergenen außer den bekannte Pollen auch Zigarettenrauch.

Der Teufelskreis vom juckenden Hautausschlag

Juckreiz an sich ist ja schon schlimm (siehe auch: Juckreiz, Schmerz und meine Haut), kommt aber noch Ausschlag hinzu, geht es einem wirklich schlecht. Wer dann nicht aufpasst und kratzt, kommt in einen Teufelskreis, bei dem sich der Ausschlag immer weiter festsetzt, der Juckreiz immer stärker wird und damit der Wunsch weiter zu kratzen. Das schädigt nicht nur die Hautbarriere und leistet Infektionen Vorschub; gerade bei Kindern kann dieses zu schlaflosen Nächten führen und blutigen Hautverletzungen.

Neurodermitis – die Lösung?

Wie lässt sich mit Neurodermitis leben, wenn man es nicht auswachsen kann? Man muss sich nur die Auslöser ansehen um zu verstehen, dass es nicht den einen Lösungsweg geben kann. Grundlegend ist sicherlich, dass man beim Dermatologen abklären lässt, ob und welche Allergien man hat. Allerdings bringt es nichts in einer „heißen“ Ekzemphase zu testen (das war bei mir der Fall), denn dann reagiert man wahrscheinlich auf alles. Dann die Irritantien meiden, so gut es geht und die Haut pflegen und beruhigen. Normale Kosmetika sind dabei in der Regel nicht ausreichend genug (siehe auch: Sensible Haut: Hilft Hypoallergen?). Ein nässendes Ekzem braucht eine andere Pflege (leicht und kühlend) als schuppige trockene Hautstellen (fettreich). Das wichtigste allerdings ist, den Juckreiz unter Kontrolle zu bringen. Dies geht natürlich mit Anti-Histaminika, Kortisonsalben oder aber auch Urea (Harnstoff) haltigen Zubereitungen. Bewährt haben sich weiterhin Salben mit γ-Linolensäure, die in Nachtkerzensamenöl oder Borretschsamenöl vorkommt. Als echtes Hautberuhigungsmittel könnte man auch Seide verwenden, die es sogar mit extra anti-mikrobieller Ausstattung gibt, preislich bewegt man sich hier aber schon am oberen Rand der Skala. Doch für die Kleinsten unter uns könnte das genau die richtige Lösung sein. Und wir großen? Warten auf den nächsten Sommer oder gehen erst mal baden (siehe auch: Vollbad – das Spa für zu Hause)?

Zum Arzt sollten wir aber auf jeden Fall, nicht nur, um abzuklären, ob es sich nicht vielleicht um ein anderes Ekzem handelt, sondern auch um gegebenenfalls mit einem Rezept die Haushaltskasse schonen zu können. Allerdings kann der Klärungsprozess schon mal länger dauern: Ich habe knapp 20 Jahre gebraucht, um herauszufinden, dass ich eine Nahrungsmittelunverträglichkeit habe.

Foto: ©istockphoto/Astrid860

Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie sieben Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China und Mülheim adR.

Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.

Dieser Artikel wurde verfasst am 28. Oktober 2014
von in der Kategorie Geheimnis Kosmetik

Dieser Artikel wurde seitdem 4679 mal gelesen.

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