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Pflegt die Haut

Gesunde Haut ist schön, aber kann man das auch messen? Messen ist immer gut, denn man erhält eine Zahl. Die Alternative wäre die visuelle Beurteilung, bei der der Hautzustand anhand einer Skala qualitativ beschrieben wird. Qualitativ, sagt eigentlich schon alles. Und wie bekommt man daraus eine statistische Signifikanz? Denn das ist das Schlüsselwort für Evidenz basierte Medizin – äh Pflege.

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©iStock.com/evgenyatamanenko

Eigentlich könnte hier Schluss sein, denn wenn man den Effekt sieht, ist es doch genug. Aber eben nicht, wenn man als Claim – Webeaussage – sagen möchte „verbessert den Hautzustand signifikant“. Dann muss man gemessen haben.

Aber was? Misst? Man?

Cremes wirken doch eigentlich nicht, jedenfalls nicht so wie Medikamente. Die wenigsten kosmetischen Zubereitungen sind zudem Cosmeceuticals, denen man noch etwas zutraut (siehe auch: Cosmeceuticals – die Hybrid-Wirkkosmetik) – und trotzdem wirken Kosmetika.

Als wesentliche Parameter zur Beschreibung des Hautzustandes und der Barrierefunktion der Haut haben sich in den letzten Dekaden drei Verfahren etabliert: Haut pH-Wert, Hautbefeuchtung, TEWL. Sie sind etablierte Verfahren, deren Ergebnisse zum Teil miteinander korrelieren. Sie wurden zunächst von Forschern verwendet, um die Haut zu klassifizieren und sind mittlerweile aus der sogenannten biophysikalischen Untersuchung der Haut nicht mehr wegzudenken.

Tabelle: Vergleich der wichtigsten biophysikalischen Parameter zur Charakterisierung der Haut (1, 2)

Tabelle: Vergleich der wichtigsten biophysikalischen Parameter zur Charakterisierung der Haut (1, 2)

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Gepflegte Haut – wie sieht sie aus?

Das generelle Aussehen gepflegter Haut ist abhängig einem adäquaten Gehalt an Feuchtigkeit in der Haut. Dieser führt dazu, dass die Haut weich, geschmeidig und gut befeuchtet ist, dagegen ist trockene Haut häufig rau und schuppig. Gepflegte, gesunde Haut ist flexibel im Gegensatz zu spröder oder gar rissiger Haut und hat eine intakte Barrierefunktion.

Während man über die Gründe von trockener Haut viele verschiedene Theorien diskutiert, kann man eines messen: die Hautbefeuchtung und feststellen, wie der Hautzustand wirklich ist. Dabei wurde in vielen Studien festgestellt, dass die Hautbefeuchtungswerte mit dem visuellen Assessment der Hauttrockenheit gut korrelieren.

Das Corneometer – der Industriestandard

Wie aus der Tabelle zu sehen ist, gibt es mehrere Methoden, um die Hautfeuchtigkeit zu messen. Allen gemeinsam ist, dass es sich um elektrische Verfahren handelt, die sich die Leitfähigkeit von Wasser zu Nutze machen (siehe auch: Wasser und Kosmetik). Es gibt wirklich unendlich viele wissenschaftliche Publikationen zu den Methoden, die Effekte unterschiedlicher Befeuchtungsmittel und, und, und. Letztendlich durchgesetzt hat sich das Corneometer (Abb.1).

Abb. 1: Messprinzip des Corneometers, eine elektrische Methode zur Bestimmung der Hautbefeuchtung, Quelle: Courage-Khazaka, http://www.courage-khazaka.de

Abb. 1: Messprinzip des Corneometers, eine elektrische Methode zur Bestimmung der Hautbefeuchtung, Quelle: Courage-Khazaka, www.courage-khazaka.de

Werbeaussagen der Hersteller

Super! Es ist alles da: Eine etablierte Messmethode, ein Gerät und die Korrelation von Hautbefeuchtung zum Zustand der Haut. Es ist also nur folgerichtig, dass das Verfahren auch verwendet wird, um zu bestimmen, wie wirksam ein kosmetisches Produkt ist. Damit lässt sich dann der Claim: „Pflegt die Haut“ belegen. Und nicht nur das: Es lassen sich unterschiedliche Produkte auch miteinander vergleichen, z.B. bei Stiftung Warentest. Allerdings sehen die Messungen dann anders aus als auf Abb.2, denn für den sogenannten Claim Support wird nicht im Gesicht gemessen.

Abb. 2: Corneometersonde bei der Messung im Gesicht, Quelle: Courage-Khazaka, http://www.courage-khazaka.de

Abb. 2: Corneometersonde bei der Messung im Gesicht, Quelle: Courage-Khazaka, www.courage-khazaka.de

Das Areal ist viel zu klein, um mehrere Produkte zu vergleichen. Und, da es sich um Studien an Menschen handelt, gelten natürlich strenge Richtlinien (3), was bedeutet, dass nicht jeder sie machen kann oder will. Denn außer einer ganzen Menge Regularien, braucht man für wirklich aussagekräftige Ergebnisse geschultes Personal, klimatisierte Messräume und zuverlässige Probanden.  Und hatte ich die Statistik schon erwähnt? Die braucht man natürlich auch, denn ohne die, lassen sich die Ergebnisse gar nicht bewerten.

Hinter einer vermeintlich kleinen Aussage steckt also ziemlich viel Aufwand. Wer mal seine Haut messen lassen möchte: Viele Kosmetikerinnen und einige Parfümerien haben solche Messgeräte verfügbar, um ihren Kunden zu zeigen, wie Kosmetik wirkt.

Literatur
(1) Stefaniak et al.: International guidelines … : Part 1. pH
(2) Du Plessis et al.: International guidelines … : Part 2. Transepidermal Water Loss and Skin Hydration
(3) Nobile: Guidelines on Cosmetic Efficacy Testing …

Foto: ©iStock.com/evgenyatamanenko

Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie sieben Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China und Mülheim adR.

Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.

Dieser Artikel wurde verfasst am 1. November 2016
von in der Kategorie Geheimnis Kosmetik

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