Schlimmer als Schnupfen
Pickel und Akne
Die Sonne scheint wieder länger, ein lauer Hauch liegt in der Luft, die ersten Frühlingsblumen sprießen - und mit ihnen die Pickel im Gesicht. Wohl der, die gefeit ist vor solchen Ausblühungen, was die meisten von uns leider nicht sind, denn 70-95% aller Jugendlichen haben Akne.
Pickel sind eine Volksseuche fast wie Schnupfen, gegen den auch noch kein Kraut gewachsen ist. Soll man sie ausdrücken, wegwaschen, die Haut desinfizieren oder lieber abwarten?
Pickel gibt es in äußerst vielfältigen Erscheinungsbildern: als Mitesser, der auch gern als Comedo bezeichnet wird, Hirsekörner, so genannte Milien, sowie kleine mit Flüssigkeit gefüllte Erhebungen und Akne. Während die ersteren noch als kosmetische Probleme gelten können, ist Akne eine echte Herausforderung. Nicht nur für den Dermatologen sondern vor allem für die (oder den), die es hat. Und Akne ist auch ohne Quotenregelung gerecht: Jungs und Mädchen sind gleichermaßen betroffen.
Akne – dermatologischer Super-Gau
Akne allerdings ist der dermatologische Super-Gau. Diese fiese Hauterkrankung entsteht im Alter zwischen 13 und 20 (Maximum zwischen 15 und 18), in denen man sie als Teenager nun wirklich überhaupt nicht brauchen kann, hat man doch andere Sorgen – oder hätte man lieber – wenn da nicht diese fiesen Pickel wären. Die erste Liebe, die Suche nach der Lehrstelle, der Tanzkurs ….
Akne breitet sich aus auf Gesicht, Dekolleté und Rücken und überzieht diese Regionen mit vereiterten Pusteln. Dieses sind die Regionen, in denen vermehrt Talg produziert wird, ein körpereigenes Fettgemisch der Talgdrüsen, die an den Haarschäften hängen. Es dient dazu Haut und Haar mit einem leichten Fettfilm zu überziehen und so zu schützen.
Über die Entstehung von Akne gibt es so viele Theorien wie Behandlungsansätze. Als ich mit 17 zum Dermatologen ging, in der Hoffnung von diesem Übel erlöst zu werden, traktierte mich dieser mit schwefelhaltiger Salbe und UV-Bestrahlung. Sein Credo war: Austrocknen! Mir pellte die Haut, die Pickel blieben. Er schlug eine Ernährungsumstellung vor: keine Schokolade, kein Schweinefleisch und so weiter. Ich brach die Therapie ab, als er erklärte, spätestens nach der ersten Schwangerschaft würde es besser.
Akne ist eine Entzündung der Talgdrüsen
Heute weiß man, das ist alles Quatsch und die Fachleute sind sich einig, immerhin: Akne ist eine Entzündung der Talgdrüsen. Über die Entstehung gibt es viele Vermutungen von Vererbung bis hin zu hormonellen Gründen. Nicht selten entstehen hässliche Narben, auch wenn man noch so diszipliniert ist und die Finger von den schmerzenden Stellen lässt. Man diskutiert heute, dass zu viel Talg produziert wird, die Talgdrüse verschlossen ist, oder dass Bakterien sich einnisten oder alles zusammen. Abhängig von der Theorie und vom Schweregrad der Erkrankung wird die Therapie empfohlen: Eine Theorie besagt, dass Akne ausgelöst wird durch „verstopfte“ Poren, was in dem Fall verstopfte Talgdrüsenausgänge meint. Die Therapie sieht also vor, diese „Verstopfungen“ zu beseitigen und die Neubildung zu verhindern. Man nennt das comedolytisch. Viele kosmetische Produkte zur Aknebehandlung wählen auch diesen Ansatz und enthalten Salicylsäure.
Eine andere Theorie besagt, dass Akne durch Bakterien (Propionibacterium acnes) ausgelöst wird, die sich in den Talgdrüsen ansammeln und zu der Entzündung führen. Hier setzt die Therapie auf Antibiotika, sowohl als Creme als auch als Tablette.
Weiterhin kann Akne auch hormonell ausgelöst werden, denn männliche Sexualhormone fördern die Talgbildung, hier helfen Hormone oder in schweren Fällen Isotretinoin (Vitamin A Derivat).
Akne Behandlung gehört in die Hände von Dermatologen
Eine dermatologische Akne Therapie ist aber immer eine Arzneimittel basierte Therapie und keine Kosmetik! Und auch, wenn es im Internet wimmelt von Berichten mit sensationellen Heilerfolgen, sollte man diese mit gebotener Skepsis betrachten. Denn falsch oder auch unbehandelt kann Akne zu Narben führen. Das liegt daran, dass die Talgdrüsen in der mittleren Schicht der Haut, der Cutis, angesiedelt sind und Verletzungen dort zu sichtbaren Narben führen, zum Teil erst Jahre nach der Erkrankung!
Immerhin eins ist besser als zu der Zeit als ich Teenager war: die Dermatologen heute sind besser aufgeklärt und es gibt eine gemeinsame Empfehlung, wie Akne zu behandeln ist www.akne-leitlinie.de – mit UV und Schwefel macht es heute keiner mehr.
Foto: ©istockphoto.com/cristi_m
Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie vier Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China.
Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.
Dieser Artikel wurde verfasst am 17. April 2012
von Ghita_Yu in der Kategorie Geheimnis Kosmetik
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Eine Antwort zu “Pickel und Akne”
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ArwenAbendstern
17. April 2012 um 08:27
Sehr interessanter Text
Ich schätze mich aber glücklich, da ich sowohl in meiner vollen Pubertät, als auch jetzt immer nur mit vereinzelten Pickelchen „beglückt“ war! Ich bin sehr froh, dass mit solche Probleme erspart wurden/werden!