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Silikone, Tierversuche & Co. – ein Interview

Wer und was steht eigentlich hinter der Kolumne „Geheimnis-Kosmetik“? Melanie Jutzi fragte bei unserer Autorin Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu nach, was sie zu pinkmelon gebracht hat und wie sie mit den vielen unterschiedlichen kosmetischen Themen umgeht.

Melanie: Seit Juli 2011 schreibst du auf pinkmelon.de deine eigene Kolumne „Geheimnis Kosmetik“. Warum hast du dich dazu entschieden, auf pinkmelon.de zu schreiben und nicht auf einem eigenen Blog? Wo siehst du die Unterschiede?

Ghita: Von den Blogs, die ich besucht habe geht das Spektrum von Trendscouting in der Mode / Beauty bis hin zu sehr persönlichen Einträgen. Ich wollte aber etwas schreiben, bei dem ich meinen kosmetischen Hintergrund verwenden kann. Dann hatte ich pinkmelon gesehen und fand, dass meine Idee einer Kosmetik-Kolumne dort super hineinpassen würde.

Was macht pinkmelon.de aus deiner Sicht anders?

Den Aufbau der Seite finde ich gut: sie ist klar gegliedert und trotzdem irgendwie schön, ohne verspielt zu sein. Außerdem gibt es bei pinkmelon eine Redaktion und verantwortliche Redakteure.

Ist es dir wichtig, dich inhaltlich mit jemandem austauschen zu können?

Ja, unbedingt! Eine Redaktion halte ich für extrem wichtig, denn mit einem Redakteur spricht man Inhalte ab, legt Titel und Bilder fest – das Ganze halt. Für mich ist es auch ganz wichtig, dass wir regelmäßig miteinander telefonieren, um uns so gegenseitig auf dem Laufenden zu halten. Wir sprechen ja auch darüber, welche Themen im Moment wichtig sind.

Wie wählst du diese aus?

Dabei verlasse ich mich total auf die Expertise von Dir, Melanie.

Vielen Dank, das freut mich natürlich zu hören. Aber das Verfassen von Texten rund um das Thema Kosmetik ist doch sicherlich Routine für dich, oder nicht?

Klar, ich bin Chemikerin und habe lange in der kosmetischen Industrie gearbeitet, in der Zeit habe ich natürlich auch einiges veröffentlicht, wissenschaftliche Artikel, Beiträge zu kosmetischen Themen, Patente, aber das würde hier bestimmt niemanden interessieren. Außerdem habe ich auch Vorträge gehalten, was mir immer besonders viel Freude gemacht hat, weil ich da den direkten Kontakt zu meinen Zuhörern hatte und gleich gemerkt habe, was angekommen ist und was nicht. Das ist auch ein weiterer Vorteil bei pinkmelon. Es gibt in der community schon eine etablierte Diskussionskultur. Pinkmelianer geben gerne feedback und ich freue mich echt über jeden Kommentar, den es zu einem Artikel gibt.

Auch, wenn die Kommentare kritisch sind?

Gerade, wenn es kritische Anmerkungen sind, finde ich es hilfreich. Denn diese Themen kann ich in einem zukünftigen Artikel weiterverfolgen.

Kommentierst du die Anmerkungen auch?

Das will ich eigentlich nicht, denn ich will meine Meinung nicht in den Vordergrund stellen, sondern sachlich richtige Hintergrundinformationen liefern, die dann die Leserinnen inspirieren oder zum Nachdenken anregen. Ich möchte auch niemanden belehren.

Hast du ein Beispiel?

Das Silikonthema zum Beispiel. Ich habe ich mich gefreut, da ging schon fast eine Diskussion los. Und das Thema was machen Silikone in Shampoos habe ich dann in dem Selbstversuch weiter verfolgt.

Was war hier der Ansporn für dich?

Ich wollte vor allen Dingen selbst wissen, ob ich Unterschiede merken kann. Außerdem wollte ich eine einfache Anleitung geben, wie sich jede selbst ein Bild machen kann, wenn sie will. Denn man muss ja nicht alles glauben, was so im Internet geschrieben wird.

In vielen Kommentaren wurde kritisiert, dass du die Shampoos nur 4 Tage getestet hast und viele meinen, das sei nicht aussagekräftig.

Vier Tage klingt natürlich fürchterlich kurz, vor allem, wenn man liest, wie lange manche ein Shampoo verwenden, bis sie eine Verbesserung der Haare feststellen. Deswegen ist es wichtig zu schauen, was man in vier Tagen wirklich testen kann. Das sind zum einen die Anwendungsunterschiede also während der Haarwäsche und danach. In professionellen Studios wird so etwas im so genannten Halbseiten Test untersucht: die eine Seite des Kopfes wird mit dem einen, die andere mit dem anderen zu testenden Shampoo behandelt und frisiert. Die Testdurchführende, in der Regel eine professionelle Friseurin, beurteilt dann die Haare. Das heißt, Anwendungsunterschiede kann man im Prinzip von Stunden herausfinden. Ich habe vier Tage gewählt, weil ich zum einen meine Haare anders „frisiert“ habe und zum anderen die von mir gefühlten Unterschiede reproduzieren wollte. Für eine Allergie braucht es im Prinzip noch weniger lange, denn eine Allergie ist eine Sofortreaktion, was jeder weiß, der gegen Pollen, Erdnüsse oder Erdbeeren allergisch ist. Für die Beobachtung von langfristigen Veränderungen der Haare oder der Kopfhaut sind vier Tage natürlich zu kurz, diese können aber auch nur objektiv untersucht werden, wenn man ein größeres Probandenkollektiv hat, denn jeder kann natürlich nur eine Shampoovariante verwenden.

Deine Ergebnisse sind auch nicht für alle gleich, oder?

Natürlich können bei anderen Personen andere Ergebnisse herauskommen, deswegen werden derartige Tests üblicherweise mit 12-30 Probanden durchgeführt. Das Wichtigste dabei ist, dass die Tester nicht wissen, was sie testen, um wirklich unvoreingenommene Eindrücke zu bekommen.

Also kann jemand anderes zu ganz anderen Ergebnissen kommen?

Kann man nicht ausschließen, denn Haarlänge und -struktur sind natürlich auch ganz wichtig.

Und was ist mit der Kopfhaut?

Also, ich weiß nicht. Bei dem Selbstversuch hatte ich überhaupt keine Probleme, ganz im Gegensatz dazu als ich neulich ein Hotelshampoo verwendet habe und meine Chorkollegen die ganze Zeit damit beschäftigt waren, mir die Schuppen von den schwarzen Klamotten zu klopfen.

(lacht) Wenn du auf deine bisherigen „Geheimnis Kosmetik“ Veröffentlichungen zurückblickst, was geht dir dann durch den Kopf?

In dem halben Jahr habe ich enorm dazu gelernt, denn für mich ist das Veröffentlichen im Internet auch ganz neu gewesen. Es sind ganz andere Dinge wichtig als für ein wissenschaftliches Journal. Und in der Kolumne will ich ja zwei Dinge miteinander kombinieren: eine sachlich richtige Information in einem Text, der zum Schmunzeln anregt. Vor allem will ich das Thema Kosmetik nicht so bierernst sehen.

Musst du denn für ein Thema sehr viel recherchieren oder geht dir das immer leicht von der Hand?

Zum Teil muss ich für die Texte umfangreich recherchieren, selbst bei Dingen, bei denen ich eigentlich dachte, das wüsste ich doch alles…

Warum und bei welchen Themen ist dies zum Beispiel der Fall?

Ich möchte bei manchen Dingen den aktuellen Stand der Diskussion mitkriegen, das ist manchmal gar nicht so einfach.
Das sind vor allem Zulassungsthemen wie zu Lichtschutzfiltern, Farbstoffen oder Konservierungsstoffen. Aber auch andere Themen wie Tierversuche, zum Beispiel.

Dem Thema Tierversuche hast du dich in deiner Kosmetik-Kolumne auch angenommen. War dir das persönlich sehr wichtig?

Ja, diesen Artikel wollte ich unbedingt schreiben, weil ich es ganz wichtig finde, die Diskrepanz zu beleuchten: Keiner will Tierversuche machen, doch in vielen Fällen müssen es die Rohstoffhersteller, weil der Gesetzgeber das so vorgeschrieben hat. Das gilt besonders für neue Rohstoffe und zwar in dem Moment, in dem sie auf den Markt kommen.
Dieser Artikel war eine echte Herausforderung für mich.

In welcher Hinsicht?

Ich bin ja auch emotional und liebe Tiere und auf der anderen Seite sehe ich, dass es in der Wissenschaft (noch) nicht anders geht.

Das sind ja nun alles sehr brisante Themen, hast Du denn auch andere?

Ja natürlich. Viele Dinge möchte ich einfach mit ’nem Augenzwinkern beschreiben, davon sind einige jetzt gerade in der Planung und werden in den nächsten Wochen veröffentlicht.

Vielen Dank für das Interview! Wir freuen uns auf weitere spannende Artikel!

Vielen Dank!

Foto: ©istockphoto.com/BrianAJackson

Dieser Artikel wurde verfasst am 7. Februar 2012
von in der Kategorie Geheimnis Kosmetik

Dieser Artikel wurde seitdem 4383 mal gelesen.

2 Antworten zu “Silikone, Tierversuche & Co. – ein Interview”

  1. BambiOnFire

    Tolles Interview. Danke!

  2. Johanna

    Dieses Inteview fand ich super klasse und ich wünsche mir mehr davon. Welch Glück für pinkmelon diese Fachfrau an Bord zu haben. Ich lese regelmäßig alle Beiträge und bin begeistert wie sie ihr Fachwissen weitergibt. Toll!

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