Testbericht
Verfälsche deine Augen!
Der Superlativ von schlecht
Fake your eyes! Lautet so etwa die neue Parole von wahnsinnigen Schönheitschirurgen, die durch Augenkorrekturen von selbstkritischen Frauen der Finanzkrise trotzen wollen? Nein, werte Leser, das ist zu naheligend. Denn „Fake your eyes“ ist das Motto der aktuellsten Limited Edition von u|m|a, die fast überall erhältlich ist. Was ging also den gerissenen Designern, die bei Interco Cosmetics in Wiesbaden angestellt sind, durch den Kopf, als sie diese bizarr klingende Bezeichnung auswählten? War zuviel Alkohol im Spiel? Oder musste eine verlorene Wette eingelöst werden? Wenn Ihr mich fragt, treffen beide Optionen zu. Scheinbar trieb der Alkohol die feucht-fröhliche Runde dazu, beim Pokern den befremdlichsten Titel für eine Sonderedition als Wetteinsatz festzulegen. Es hätten doch lieber die Hüllen fallen sollen! Nackte Haut statt das nackte Entsetzen!
Auf diese Weise wäre u|m|a nämlich ein weiterer Schandfleck, der nicht gerade der Imagepflege zuträglich ist, erspart geblieben. Denn bedauerlicherweise kann mein Quattro Eyeshadow 01 – rocky aus der u|m|a „Fake your eyes“ Edition nur in einem Punkt wirklich überzeugen, und zwar durch seine optischen Reize.
Wenn wir uns das Äußere, also die Verpackung näher anschauen, wird deutlich, dass dort eine gewisse Plausibilität vorliegt, denn das Erscheinungsbild ist wenigstens in bezug auf die Formensprache stimmig. Es wird deutlich, dass die organische, geschwungene Form die Aufmachung bestimmt. Sowohl das ornamental, verschnörkelte Dekor auf dem transparenten Deckel, als auch die vier variierend großen, gerundeten Lidschattenpfännchen vermitteln Eleganz und Lebendigkeit. Nur für einen winzigen Augenblick frage ich mich, warum der quadratische Behälter kein Kreis geworden ist, doch vergesse ich sie aufgrund der ausbleibenden Antwort in Windeseile. Plötzlich hat ein anderes Detail seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, nachdem ich die Lidschattenpalette gewendet habe. Auf der Rückseite befindet sich nämlich ein nummeriertes Miniaturbildchen eines stilisierten Auges, woran eine kurze und übersichtliche Schminanleitung angelehnt ist.
Die Anleitung selbst, die sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch ist, unterteilt sich übrigens in vier Schritte:
- Auf dem gesamten Lid auftragen
- Bewegliches Lid betonen
- Lidfalte dunkel akzentuieren
- Oberen und unteren Wimpernkranz umranden und „smokey“ verwischen
Auch wenn sich die Punkte auf die mit Zahlen versehenen Regionen des schematisch dargestellten Auges beziehen, kann ich nur mit meinem logischen Verstand eine Beziehung zu den von Ziffern verschonten Nuancen herstellen. Demnach kann ich davon ausgehen, dass man diesem Muster nicht sklavisch folgen muss, um ein atemberaubendes Augen-Make-up, so lautet zumindest das Versprechen, zu erzielen. Ehrlich gesagt, vermisse ich genauere Angaben zum Inhalt, da es mir persönlich wichtig ist zu wissen, aus welchen INCIS der gepresste Lidschattenpuder besteht und vor allem wieviel Gramm sich davon in der Packung befindet. Doch bedauerlicherweise schweigt man sich darüber geflissentlich aus. Stattdessen erhalte ich neben Informationen über die Bezeichnung und den Hersteller einen Hinweis mittels Zeichen über die zwölfmonatige Haltbarkeit nach Öffnung.
Etwas unbefriedigt wende ich mich nun den Lidschatten zu, die ich selbstverständlich nicht mit dem beiliegenden Schaumstoffapplikator anzubringen gedenke. Dazu möchte ich in knappen Worten erklären, dass ich nicht zu den überzeugten Applikatoren-Benutzerinnen zähle, weil sich meiner Meinung nach Lidschatten komplikationsloser mit Pinseln auftragen lassen. Allerdings bemerke ich rasch, dass die variierende Lidschattengröße keineswegs als pinselbenutzerfreundlich einzustufen ist. Das Gegenteil ist eher der Fall. Somit bin ich gezwungen, meine breiten Pinsel, die sich perfekt für einen großflächigen Auftrag eignen, zu ignorieren und ein Werkzeug mit einem dünnen und rundlichen Pinselkopf zu wählen. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn damit kein anständiges Augen-Make-up gelingen würde.
Jedoch stellte sich schnell heraus, dass nicht der Pinsel die Ursache des ersten defizitären Versuchs war. Im Gegenteil, es war die Textur der vier Lidschatten, die mich nahezu in den Wahnsinn trieb. Obwohl ich kein Feind von Schimmer bin, beschlich mich augenblicklich das Gefühl, dass die weiche Pudermasse zu 90 % aus feinen Glitterpartikeln und zu 10 % aus Farbpigmenten bestehen musste. Denn die Farbabgabe war neben der verstärkten Bröselbildung katastrophal. Insbesondere mit dem weißen und gelben Lidschatten konnte ich trotz Schichtung und Grundierungen unterschiedlicher Marken und Farben kein deckendes und somit befriedigendes Ergebnis erreichen. Die Farben blieben hell, um nicht zu sagen, pastellartig, wobei der goldlichen Gelbton Fleckensymptome aufweist. Ebenfalls würde ich die Pigmentierung des Silbers und des Schwarz als unglücklich bewerten. Dank einer weißen Base konnte ich zwar bei beiden eine für mich ausreichende Deckkraft herausholen, allerdings muss ich einräumen, dass ich mehrmals Material nachgeladen habe.
Obwohl alle Lidschatten über eine mangelhafte Farbabgabe verfügen, scheinen sie wenigstens in punkto Haltbarkeit nicht zu enttäuschen. Sie blieben mit einer Grundierung an Ort und Stelle, jedoch stellte sich im Laufe des Tages ein erhebliches Verblassen der Leuchtkraft ein. Zugegeben, so etwas sah ich nicht zum ersten Mal. Günstige Lidschatten neigen oft zum Verlust der Farbigkeit, doch kann dem vorwiegend mithilfe einer farbigen Grundierung entgegengewirkt werden. Es wird dennoch deutlich, dass man speziell bei den Lidschatten von u|m|a, die nicht die Bezeichnung „Shock Colours“ tragen, mit den altbewährten Kniffen, bedingt durch die Resistenz der Puderformel gegen Optimierungsversuche, keinen Erfolg verbuchen kann.
Welche Auswirkungen haben die ausführlich erläuterten Erfahrungen nun auf mein Fazit?
Wie man sich wahrscheinlich denken kann, lasse ich kein gutes Haar an dem Quattro Eyeshadow 01 – rocky, das zu Unrecht Teil einer Sonderedition mit der Bezeichnung „Fake your eyes“ ist. „Fake“ wäre meiner Ansicht nach absolut ausreichend, um diese herbe Enttäuschung in der Gestalt eines trendigen Kosmetikaccessoires zu charakterisieren. Ich kann jeder Dame, die gewisse Ansprüche an ein Produkt stellt, definitiv vom Kauf abraten. Lasst die Palette einfach in ihrem Aufsteller! Spart den dafür ungerechtfertigt erhobenen Preis von 3, 49 € und investiert das Geld lieber in einen Shock Colors Lidschatten aus dem Standardsortiment derselben Marke, wenn Ihr wenigstens einen günstigen Glückstreffer landen wollt.
Mein abschließender Tipp an die Macher von u|m|a lautet: Holt bitte mehr aus Euren Sondereditionen heraus! Macht aus ihnen ein Ereignis mit innovativen Ideen, wenn Ihr neue Kunden ansprechen wollt! Ansonsten werden Eure Limited Editions immer mehr im Schatten von denen anderer, preislich niedrig anzusiedelnden Kosmetikmarken untergehen.
Dieser Artikel wurde verfasst am 4. März 2010
von Mylanqolia in der Kategorie Eyeshadow
Dieser Artikel wurde seitdem 1517 mal gelesen.
Resümee dieses Testberichts
XXOOO | leichte Verteilbarkeit |
---|---|
XXXOO | angenehmes Hautgefühl |
XOOOO | gute Farbabgabe |
XOOOO | gute Haftfestigkeit |
XXXXO | setzt sich nicht in der Lidfalte ab |
Gesamtwertung: 2,2 von 5,0
4 Antworten zu “Verfälsche deine Augen!”
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Katja
04. März 2010 um 12:21
… das AMU ist aber trotzdem sehr hübsch geworden!
Und wie immer ein witzig spritzig informativer TB 😀
Line
04. März 2010 um 14:27
Mit 4- ein glattes Defizit.
Dennoch wundere ich mich, wie du das AMU so kräftig hinbekommen hast^^
Ysera
05. März 2010 um 02:19
Ich bin so froh, dass ich das hier heute noch gelesen habe. Wollte eigentlich morgen los und mir die LE mal ansehen, die Verpackung des e/s hat mich sehr angesprochen. Jetzt kann ich mir das natürlich sparen. ^^
Respekt, dass du noch so ein farblich kräftiges AMU damit zustande gebracht hast. 🙂
Mylanqolia
14. März 2010 um 23:53
@Katja: Danke, ich hoffe, du hattest deinen Spaß beim Lesen! 🙂
@Ysera: Da kann man von Glück reden, dass es pinkmelon gibt, was? Ich wollte mir aus der LE ursprünglich auch etwas mitnehmen, doch dank Mels egnailer Eingebung, mit die Palette zuzuschicken, hat sich das natürlich erledigt. Aus Schaden wird man eben klug. 🙂
@ALL: Dankeschön! An dem AMU habe ich auch ziemlich lange gesessen. Denn der Goldgelbton stellte sich am laufenden Band quer. Von weitem sieht das Resultat zwar gut aus, aber von nahem kann man eindeutig die minderwertige Pigmentierung erkennen.