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Ich wäre gerne ein Glow-Würmchen,…

...doch bin ich eine Glitterkugel mit dem MNY My Blush, Farbe: 701

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„Gold! Ich bin auf Gold gestoßen!“, schoss es mir durch den Kopf, nachdem ich blindlings in die Kiste gegriffen hatte und dabei auf etwas Glattes und Rundliches stieß. Wahrlich, ich fühlte mich wie eine besessene Schatzsucherin, die nach erfolgreicher Decodierung eines vergilbten Kryptogramms den sagenumwobenen Schatz des berüchtigten Piraten Olivier le Vasseur entdeckt hatte. Kaum hatte ich meine Hand samt Objekt aus dem Postpaket herausgezogen, erkannte ich, dass ich zu früh von überbordenem Reichtum und Ruhm geträumt hatte. Statt des erwarteten funkelnden Goldnuggets erblickte ich einen goldfarbenen Lidschatten.

Doch halt! Der konvexe und größtenteils transparente Deckel des runden Döschens trug einen Aufdruck, der mich beim genaueren Hinschauen eines Besseren belehrte. Das senkrecht angeordnete rote Kleingedruckte direkt neben dem Markennamen MNY, das Kürzel für Maybelline New York, suggerierte mir, dass es sich bei dem Produkt um einen Blush oder Rouge handelte. Darauf hätte man auch eher kommen können, wenn die Schrift hervorstechender gewesen wäre und nicht in dem verspielten und zum Teil bizarren Design, das mich für eine Sekunde aus dem Konzept riss, untergehen würde. Ihr fragt Euch gewiss nach dem überaus berechtigten Grund für den temporären Aussetzer in meinem Gehirn. Wenn man seinen Blick nämlich auf den rechten Teil des Dekors wendet, erkennt man unschwer den Kopf eines melancholisch wirkenden Mädchens mit geröteter Wange, dem man grausamerweise das Antlitz durch den angeschnittenen Rand verstümmelt und so zu einem gruseligen Zyklopen gemacht hat. Soll dies zur Abschreckung von notorischen Kosmetikmissbraucherinnen, konsequent Tester meidend, dienen? Zugegeben, ich mag an dieser Stelle übertreiben, allerdings scheint man sich bei MNY in der Produktentwicklungsabteilung Gedanken zu dem Thema gemacht zu haben. Nicht umsonst dient ein subtil am Verschluss angebrachter Klebestreifen als Versiegelung.

Das nenne ich Kundenorientiertheit deluxe! Und das für den niedrigen Spitzenpreis von 2,95 €! Dennoch wage ich zu bezweifeln, ob diese Maßnahme faktisch jede Wiederholungstäterin von ihren Schandtaten abhalten kann. Schließlich ließ sich das Siegel spielend binnen Sekunden entfernen, und das sogar mit Wurstfingern. Dennoch hatte der Vorgang auch seine Vorteile. Ich konnte mich eingehender mit dem Bodensticker beschäftigen, der Auskunft über den Hersteller (Gemey Paris-Maybelline NY, Jade Düsseldorf), das Herstellungsland (Italien)und die Haltbarkeit (24 Monate nach Anbruch) gibt. Trotzdem mangelte es an etwas, nämlich an der Grammzahl (warum ein Geheimnis daraus machen?) und an Kreativität bei der Namensgebung. Warum immer Zahlenkombinationen? Ist dies ein Geheimcode, den nur die Mitarbeiter bei MNY entschlüsseln können? Wie wäre es zur Abwechslung mal mit „Golden Glittergirl“ oder „Glitter and Glow“? Dennoch hatte ich nicht vor, meine Gedanken vergebens an jene Materie zu verschwenden, sodass ich den Deckel öffnete und dem weißlich-golden Blush, sich in einem Pfännchen mit einem Durchmesser von ca. 3,1 cm befindend, meine volle Aufmerksamkeit zuteil werden ließ.

Zunächst führte ich einen Schnuppertest durch, doch konnte ich keine Beduftung des Puders ausmachen. Stattdessen fielen mir die feinen, changierenden Schimmerpartikel auf, die ich generell bei Rouge eher als störend empfinde. Das kann ja heiter werden! Nachdem ich mein Gesicht mit Concealer, Make up und transparentem Gesichtspuder präpariert hatte, trug ich den Blush mit einem Pinsel, der trotz erster Bedenken ausreichend Platz in dem Pfännchen hatte, auf. Schon bei der Entnahme des Puders wurden offensichtlich, dass die Textur sehr staubig und bröselig ist – eine Tatsache, die ich jedoch nie als defizitär einstufe, wenn der Rest stimmt. Es macht auch anfänglich den Eindruck, dass sich das Produkt bei dem Test gut schlagen würde.

Positiv ist beispielsweise die dezente Farbabgabe des Puders, der aufgetragen eher als subtiler Goldglanz wahrzunehmen ist und folglich an einen Highlighter erinnert. Im Grunde genommen ist er genau das Richtige für einen natürlichen und frischen Alltagslook sowohl auf kalkweißer als auch auf gebräunter Haut. Auch die Haltbarkeit überzeugt. Über Stunden verleiht der Blush eine eleganten Glow, ohne ein unangenehmes und beschwerendes Hautgefühl zu hinterlassen… Wenn da nicht das Problem mit den Glitterpartikeln wäre. Euch sind sicherlich Wanderpokale, -zirkusse oder -dünen bekannt. Doch sagt Euch der Begriff Wanderglitter etwas? Allen gemein ist nämlich das charakteristische Merkmal der Dynamik und der Fortbewegung. Ähnlich wie der Pokal, der Zirkus oder die Düne wechselt auch der Glitter einem Nomaden gleich seinen Standort.

Ich versetzte mich weitestgehend in die Rolle einer Wissenschftlerin, die Einblick in einen spärlich erforschten Mikrokosmos erhalten wollte, und beobachtete mit einer Mischung aus stoischer Gelassenheit und wissenschaftlicher Neugier, wie sich die Schimmerpartikel auf dem Gesicht ausbreiteten. Auch wollte ich die Reaktion der Glitterkulturen auf den Kontakt mit einem Fremdkörper, beispielsweise mit zwei Fingern, erforschen. Bereits eine kurze Berührung führte dazu, dass sich der Glitter an meinen Fingern absetzte. Potzblitz, hier handelt es sich um eine besonders expansionswütige Spezies! Am liebsten hätte ich mich abgeschminkt, aber was tut man nicht alles im Namen der Aufklärung? Freudig sah ich dem direkten Sonnen- und Kunstlicht entgegen. Auf dass ich mit einer Discokugel um die Wette glitzere! Wäre ich jünger gewesen, hätte mich dieses Malheur nicht im Geringsten gejuckt, aber da ich laut Geburtsurkunde weder Teenie noch Twen bin, machte ich mir berechtigterweise meine Gedanken und schloss daraus meine Konsequenzen. Ich konnte ihn ausschließlich für ein Partymake-up verwenden, bei dem Glitter auf den Wangen glücklicherweise eine Existenzberechtigung hat. Doch wie wirkt sich die oben aufgeführten empirisch gewonnen Erkenntnisse auf mein Fazit aus?

Auch wenn der Blush in puncto Farbabgabe, Haltbarkeit und Hautgefühl überzeugen konnte, kann ich ihn nicht als altersübergreifendes Top-Produkt empfehlen. Leider rufen die großzügig verwendeten Glitterpartikel in Erinnerung, dass es sich bei MNY um eine preisgünstige Kosmetiklinie handelt, die sich speziell an Jugendliche wendet. Mein Vorschlag zur Güte: Den MNY My Blush, Farbe: 701 überarbeiten, d.h, den Glitter einfach weglassen. Dann klappt’s auch mit den Senioren in der Schminkgemeinde!

Dieser Artikel wurde verfasst
von in der Kategorie Rouge / Blush

Dieser Artikel wurde seitdem 2007 mal gelesen.

Resümee dieses Testberichts

XXXOOlässt sich gleichmäßig & leicht verteilen
XXXOOäußerlich sichtbare Farbe entspricht Farbeindruck nach Auftrag
XXXXOverleiht einen frischen & strahlenden Teint
XXXXXtrocknet die Haut nicht aus
XXXXOFarbwirkung ist langanhaltend

Gesamtwertung: 3,8 von 5,0

5 Antworten zu “Ich wäre gerne ein Glow-Würmchen,…”

  1. irreal

    Ich liebe deinen Bericht!!
    Wahnsinn, wie du schreibst. Das ist echt einmalig (:
    Auch deine zahlreichen Fotos machen den Bericht zu etwas Besonderem 🙂

  2. MissLinke

    toller bericht 🙂 gut geschrieben, wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen 😉

  3. Sophia

    Ich finde, du schreibst immer richtig interessant gestaltete Testberichte 🙂

  4. Mylanqolia

    @ Alle: Ein gigantisches Dankeschön, dass Euch der unkonventionelle TB so gut gefällt! Ihr rockt! 🙂

  5. nnaddel

    Der Wanderglitter – großartig! 😀

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