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Juckreiz, Schmerz und meine Haut

Er ist lästig, kommt unerwartet und bleibt manchmal viel zu lange: Juckreiz. Pruritus, wie die Fachleute sagen. Das beste Mittel dagegen? Kratzen! Doch wenn das irgendwann nicht mehr hilft, die Haut schon wund ist dadurch? Ein Blick auf die Entstehung von Juckreiz und Strategien zur Linderung.

Juckreiz wird heute als eine eigenständige Sinnesempfindung der Haut verstanden. Er entsteht unabhängig von der Schmerzempfindung. Bei der Übermittelung des Signals „da ist was störendes auf der Haut“ an das Gehirn, sind viele verschiedene zelluläre und molekulare Botenstoffe beteiligt und das Signal gelangt auch unterschiedlich schnell „nach oben“. Dort löst es außer dem Abwehrreiz Kratzen, auch sehr unterschiedliche Empfindungen des Juckreizes aus. Reines Jucken, stechendes oder brennendes Jucken oder sogar schmerzendes Kribbeln. So unterschiedlich der Juckreiz ist – wir sprechen auch nicht davon, dass er wissenschaftlich schon voll verstanden ist – so unterschiedlich sind auch die Therapien.

Juckreiz – Warnsignal des Körpers

Empfindungen der Haut, wie zum Beispiel Schmerz, Kälte- oder Hitzegefühle dienen als Warnsignale und lösen Schutzreflexe auch. Juckreiz, übriges das häufigste sensorische Mißempfinden, zählt auch dazu und die Gegenmaßnahme ist das Kratzen. Dieses soll dazu dienen, das Juckreiz auslösende Moment, Parasiten oder Fremdkörper von der Haut zu entfernen und – Schmerz lindert den Juckreiz, allerdings meist nur kurzfristig. Wir kennen das alle: Sonnenbrand, Brennnessel, das gute alte Juckpulver, der alte Wollpullover oder ein Wespenstich. Meist besser als Kratzen ist die Verwendung eines Antihistaminikums.

Juckreiz – akut und chronisch

Man unterscheidet akuten, spontan auftretenden und relativ schnell wieder nachlassenden und chronischen, andauernden bis hin zu Wochen bestehenden Juckreiz. Darüber hinaus sind noch unterschiedliche Auslöser bzw. Signalwege für den Juckreiz verantwortlich. Nur, nicht jede Art Juckreiz lässt sich mit Antihistaminika lindern.

Histamin, PAR und weitere Forschungsgebiete

Histamin ist schon relativ früh, nämlich 1927, als Juckreizauslösende Substanz identifiziert worden und heute relativ gut verstanden. Meistens ist Histamin aber NICHT an chronischem Juckreiz beteiligt. Heute sind weitere Rezeptoren bekannt wie die Protease aktivierte Rezeptoren (PAR), die z.B. mit  Juckbohne oder Resorzin, ein Antimalaria-Mittel, aktiviert werden können. Aber auch Entzündungsvorgänge im Körper werden häufig über PAR mediiert. Weiterhin sind auch bestimmte Calcium durchlässige Kanäle an der Juckreizentstehung beteiligt, und fast täglich werden weitere entdeckt. Die Forschung daran hat gerade erst begonnen.

Allergien und entzündliche Hautzustände

Allergien nehmen in der westlichen Welt zu: Heuschnupfen und Asthma waren vor 200 Jahren praktisch unbekannt. Ihre Zunahme heute wird auf unseren modernen Lebensstil zurück geführt. Auch die dazu gehörenden entzündlichen Hautkrankheiten werden häufiger: Neurodermitis, Psoriasis und atopisches Ekzem. Und auch die schwer zu fassende sensible Haut (siehe: Sensible Haut: Hilft hypoallergen).
Juckreiz begleitet häufig auch diese Hauterkrankungen, genauso wie auch trockene Haut. Hier bietet sich Linderung an mit UV-Strahlung, Bädern, juckreizlindernder Salbe (mit  Harnstoff, Menthol, Kampfer oder Gerbstoffen) oder Kühlung / Wärme an.

Andere Ursachen

Doch Juckreiz ist ein ernstzunehmendes Signal, das, wenn es chronisch ist, nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Viele Erkrankungen, die nichts mit der Haut zu tun haben, können ihm zu Grunde liegen: Diabetes, Krebs, Leber- oder Nierenleiden, Schilddrüsenüberfunktion oder eine Infektion. Er kann psychologische Ursachen haben, die Ernährung, Medikamente oder etwas ganz anderes: Auf jeden Fall gehört er aber in die Hand eines Arztes.

 Foto: ©istockphoto.com/ b-d-s

Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie vier Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China.

Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.

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