Pinkmelon

Shampoo mit / ohne Silikone – ein Selbstversuch

Es ist ein Krimi: Es steht Aussage gegen Aussage, im Internet tobt ein Meinungskrieg, in den Blogs trifft Weltanschauung auf Pragmatismus. Und was machen wir Normalverbraucher? Sollen wir nun Shampoo mit oder ohne Silikone verwenden?


Das Gerücht  hält sich hartnäckig: Silikone im Shampoo beschweren das Haar – im besten Fall – ansonsten „versiegeln“ sie es mit dem Resultat, dass weder Nähstoffe noch Farbe ordentlich an seine  Struktur herankommen. Allergien drohen obendrein. Doch was ist wirklich dran?  Ein Testbericht.

Alte Ingenieursweisheit: Versuch macht klug

Es ist ein anerkanntes Prinzip in der Wissenschaft, dass Experimente an jedem Ort der Welt von jeder Person im Prinzip nachvollziehbar sein müssen. Das gilt für ein analytisches Verfahren genauso wie für einen komplizierten Versuch zur Sequenzierung von Genomen.  Und es gilt natürlich auch für Anwendungstests von Kosmetika. Das ist doch einfach, dachte ich mir: Shampoos sind überall preiswert erhältlich, ohne Risiko im eigenen Bad zu verwenden, lediglich ein paar Rahmenbedingungen sind zu beachten – und der objektiven  Bewertung steht nichts im Wege.
Für mich war klar: ich teste das jetzt mal – im Selbstversuch.

Gute Planung:  Material und Methoden

Ich besorgte mir also die verschiedenen Shampoos:  „Volume“, „Nutritive“ und „Strenghten“ von SYOSS, Schwarzkopf. Das Shampoo „Strengthen“ enthält zwei Silikone, Dimethicone (ein Silikonpolymer) und PEG-12 Dimethicone (ein wasserlösliches Silikon mit guten Conditioning Eigenschaften). „Nutritive“ enthält PEG-12 Dimethicone  und „Volume“ enthält keine Silikone.

Jetzt konnte mein Experiment beginnen: ich verwendete  jeweils 4 Tage hintereinander eines der Shampoos, ließ meine Haare hinterher je 2 mal lufttrocknen und je 2 mal föhnte ich und frisierte über meine Rundbürste. Gekämmt habe ich nass und trocken jeweils  mit einem großen, grobzinkigen Kamm. Während der Testphase benutzte ich NUR Shampoo, keinen Conditioner, keine Stylingprodukte und kein Spray. Ich führte das Ganze innerhalb von 14 Tagen im Dezember 2011 durch. Pro Tag habe ich einmal Haare gewaschen, ein Waschdurchgang mit etwa einer walnußgroßen Menge Shampoo.

Prüfungparameter und Ergebnisse

Der Einfachheit halber habe ich die – natürlich vorher festgelegten –  Prüfparameter und meine Ergebnisse in einer Tabelle zusammengefasst.

Diskussion der Ergebnisse und mein Fazit

Ganz ehrlich, nach den vielen explosiven Beiträgen in Blogs und auf Webseiten hatte ich ein wirklich durchschlagendes Ergebnis erwartet. Nun, ich kann sagen, alle drei Shampoos sind unterschiedlich, aber bei dem Vergleich von „Volume“ zu „Nutritive“ habe ich keine riesigen Unterschiede feststellen können, lediglich die Kämmbarkeit , die durch den Zusatz von PEG-12 Dimethicone verbessert werden sollte, war tatsächlich besser.

Die größten Unterschiede habe ich zu dem Shampoo „Strengthen“ gefunden, aber dieses hat zum einen eine ganz andere Tensidkombination und enthält gleich zwei Silikone.

Was ich allerdings nicht beobachten konnte war, dass das Haar nach mehrfachem Gebrauch eines Shampoos mit Silikon beschwert würde und hängt – übrigens ein Effekt, den ich bei meinem Haar sehr gut mit handelsüblichem Conditioner erzeugen kann. Auch waren alle Produkte verträglich. Mein Fazit frei nach Shakespeare: viel Lärm um nichts. Positiver Nebeneffekt für mich: Ich habe ein Shampoo gefunden, das bei mir jetzt in den Langzeittest geht … und dann frage ich mal den Friseur.

Foto: ©istockphoto.com/mozcann

Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie vier Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China.

Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.

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