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Glatze – macht Männer stark oder unattraktiv?

Sind Glatzköpfe besonders potent? Sklave oder Herr? Muss Mann sich bei Haarausfall wirklich Sorgen machen? Alles aufbieten, um dem Ausfall Einhalt zu bieten? Oder gelassen reagieren und trendige Kopfbedeckungen wählen?

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©iStock.com/Gustavo Andrade

„Wo der Verstand wächst, muss das Haar weichen!“ bemerkte mein Kommilitone vor 30 Jahren gelassen, als er von anderen wegen seines zurückweichenden Haupthaares geneckt wurde. Heute hat er zwar nicht mehr Haare, völlig haarlos ist er aber auch nicht, während andere unserer Mitstudenten, die damals noch im Vollbesitz ihrer Haare waren, heute kahl sind. Androgenetischer Haarausfall hat viele Gründe und Verläufe.

Muster der Glatzenbildung

Eine Glatzenbildung fängt meist ganz unauffällig an. Außer dem androgenetischen Haarausfall, auch androgenetische Alopezie (AGA) genannt, gibt es noch diffusen und kreisrunden Haarausfall. Diese können auch Frauen betreffen.  Bei den Männern gibt es verschiedene Muster:

©iStock.com/MedejaJa

A. Stirnglatze (Ausfallrichtung von vorne nach hinten)
O. Tonsur (Ausfallrichtung von der Mitte nach vorne, Schädeldach)
M. Geheimratsecken (Ausfallrichtung von vorne links und rechts zur hinteren Mitte)

Ursachen für den Haarausfall

Die meisten Ursachen für Haarausfall sind medizinisch unbedenklich. Allerdings sollte man, wenn man es genau wissen will, oder, wenn es sich um diffusen Haarausfall handelt, einen Arzt zu Rate ziehen.

• Alter: Normalerweise beginnt das Haar sich ab dem Alter von 25 zu lichten. Bei  knapp 5 % der Jugendlichen schon nach Eintritt der Pubertät. Im Alter von 50 Jahren sind etwa 50 % der Männer betroffen, ab 70 etwa 80%.

• Gene: Die Glatzenbildung  ist genetisch veranlagt. Europäische Männer verlieren zu 80% ihr Haar, während es bei den Afrikanern 25% und bei den Asiaten nur 15% sind. Und Mama ist schuld, denn bei der familiären Vererbung ist ein auf dem X-Chromosom sitzender Gendefekt häufig der Grund (1). Und dieser beeinflusst den Zeitpunkt des Einsetzens der Glatzenbildung. Das ist aber nur einer der (vielen) Vererbungswege, denn der Haarausfall kann auch direkt von Vater auf Sohn vererbt werden. Interessanterweise wird in Wikipedia aufgeführt, dass AGA einen evolutionären Vorteil haben soll. (2) (en.wikipedia.org)

• Hormone: Gerade für die AGA ist Dihydrotestosteron (DHT) eine Schlüsselsubstanz und die Empfindlichkeit der Haarfollikel darauf. Haare im hinteren Bereich des Kopfes und im Nacken sind DHT unempfindlich, weswegen sie meist stehen bleiben (und dann als „Reserve“ bei der Haartransplantation dienen). DHT wird durch das Enzym 5α-Reduktase aus Testosteron gebildet. Nicht die Testosteronkonzentration selber aber ist nun für Haarausfall verantwortlich, sondern die DHT Rezeptoren im Follikel und die Menge an Enzym.

• Autoimmunerkrankungen: Alopecia areata, kreisrunder Haarausfall

• Andere Gründe: Pilzinfektionen, Schilddrüsenerkrankungen, Strahlen-/ Chemotherapie, Eisenmangel, mechanische Ursachen, Pflegefehler, Metabolisches Syndrom, diese gehen meist mit diffusem Haarausfall einher.

Der Haarfollikel

Das Wachstum des Haares teilt sich in drei Phasen: anagen (Wachstumsphase), katagen (Ruhephase), telogen (Ausfallen). (Siehe auch: Haarige Fragen und haarscharfe Antworten). Beim Haupthaar dauert die anagene Phase mehrere Jahre. DHT verkürzt diese Phase, die nachwachsenden Haare werden immer dünner, bis zum Schluss der Haarfollikel abstirbt. Für den hormonell bedingten Haarausfall sind Ursache und Wirkung relativ gut geklärt. Bei den anderen Arten von Haarausfall kann es sich aber als ziemlich schwierig erweisen, die Ursache herauszufinden. Denn vom auslösenden Ereignis bis zum eigentlichen Haarausfall können mehrere Wochen liegen. Und er kann außer durch eine Erkrankung beeinflusst werden durch Stress, Rauchen, Nährstoffmangel kurz: life-style.

Psychosoziale Effekte

Es gibt genügend Untersuchungen, ob kahlköpfige Männer nun attraktiver sind, als potenter gelten oder andere Vorteile haben gegenüber ihren belockten Geschlechtsgenossen. Dabei wurde festgestellt, dass ein rasierter Schädel oder eine gefotoshoppte Glatze, Männer größer, stärker und dominanter erscheinen lassen (3). Einen gegenteiligen Effekt beobachtete  Henss als er Glatzköpfe mit und ohne Toupet bewerten ließ: Sie wurden mit Haaren als signifikant attraktiver bewertet  (4). Interessant ist auch die Beobachtung, dass Männer mit wenig Haaren bessere Karrierechancen haben sollen (5).

Mittel gegen Haarausfall

Allen Studien zum Trotz, Mittel gegen Haarausfall sind weltweit die Nummer Fünf der Life-Style Produkte hinter Anti Depressiva, Verhütungs- und Potenzmitteln und Fettreduzierern. Dieses verdeutlicht den Leidensdruck unter dem die Männer stehen.

Quelle: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/71667/umfrage/umsatz-auf-dem-markt-fuer-lifestyle-produkte/

Quelle: de.statista.com

Was aber hilft denn nun wirklich gegen Haarausfall? Sicherlich ist ein gesundes Selbstbewusstsein nicht hinderlich und die Totalrasur des Kopfes hat damit möglicherweise einen der weiter vorne genannten Effekte.

Gängige Mittel gegen Haarausfall sind:

• Coffein zur Durchblutungsförderung des Follikels, vor allem verwendet in Shampoos oder Haartonics, gerne in Kombination mit TCM Wirkstoffen, wie z.B. Ginseng

• Nahrungsergänzungsmittel mit B-Vitaminen, Spurenelementen (schwerpunktmäßig Zink, Eisen, Selen) und schwefelhaltigen Aminosäuren (Cystein)

• Wirksysteme, die auf Reinigung , Stimulation, Kräftigung und Prävention aufbauen und die Kopfhaut mit einbeziehen

Genauso häufig wie über diese Mittel (www.haar-gesundheit.de) wird aber auch über ihre Wirkungslosigkeit berichtet.

Arzneilich wirksam ist Minoxidil, ein Vasodilator, das den Haarverlust verlangsamt und äußerlich angewendet wird. Ebenfalls  wirksam sind 5α-Reduktase Hemmer, von denen zwei Wirkstoffe derzeit verwendet werden: Alfatradiol, ein Steroid, zur äußerlichen und Finasterid, zur oralen Anwendung.

Helfen können diese Wirkstoffe aber nur, wenn die Haarfollikel noch „leben“. Erfolge werden dann nach 3 bis 6 Monaten sichtbar. Setzt man das Medikament ab, fallen die Haare wieder aus. Nebenwirkungen treten natürlich auch auf: Libidoverlust und Potenzstörungen.

Also, wenn ich als Frau jetzt wählen müsste…

Literatur:
1. Axel M Hillmer et al., Genetic Variation in the Human Androgen Receptor Gene Is the Major Determinant of Common early-Onset Androgenetic Alopecia, Am. J. Hum. Genet. 77, 140-148 (2005). ac.els-cdn.com
2. Ron Dunn, Hirsute Pursuits, New Scientist 16, 44-47 (2012)
3. Albert E. Mannes, Shorn Scalp and Perception og Male Dominance, Social Psychological and Persolanity Science, 1-8- (2012). www.zeit.de
4. Ronald Henss: www.uni-saarland.de besucht am 19.6.2016
5. www.focus.de besucht am 19.6.2016

Weiterführender Link: www.apotheken-umschau.de

Abbildung: ©iStock.com/MedejaJa
Foto: ©iStock.com/Gustavo Andrade

Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie sieben Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China und Mülheim adR.

Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.

Dieser Artikel wurde verfasst am 28. Juni 2016
von in der Kategorie Geheimnis Kosmetik

Dieser Artikel wurde seitdem 6938 mal gelesen.

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