Kolumne
Schweißgeruch und wie Deos wirken
Riechen Männer stärker, anders als Frauen? Kann man diesen Duft anziehend finden? Wie wirken Deos auf diesen Geruch? Und riechen wir dann alle gleich?
Bei meinen schlimmsten Erlebnisse in puncto Körpergeruch, fallen mir einige ein. Vor Jahren als Eilzustellerin kam ich in ein Wohnheim für Männer aus Übersee. Als ich die Tür öffnete, schlug mir eine herbe Wand aus Männergeruch entgegen. Am liebsten wäre ich sofort umgekehrt. Der andere Vorfall liegt nicht ganz so weit zurück und wurde von den Möbelpackern in Shanghai verursacht, die unser Hab und Gut in verschiedene Kartons packten und bei den Möbeln artistische Meisterleistungen vollbrachten. Als sie weg waren, war die Bude leer, nur ein penetranter schweißig, ziegiger Geruch blieb zurück. Doch auch im Kraftraum von Fitnesstudios kann sich jede selber davon überzeugen, wie man(n) so riechen kann.
Wie entsteht der Geruch?
Auf unserem Körper haben wir Millionen von Schweißdrüsen, die essentiell sind, um unsere Körpertemperatur zu regulieren. Bei Hitze oder körperlicher Anstrengung werden sie aktiv und sondern ein Sekret ab, das überwiegend aus Wasser und Salz besteht. Auf unserem Körper sind diese sogenannten ekkrinen Schweißdrüsen sehr unterschiedlich verteilt. Die meisten haben wir auf den Handflächen und Fußsohlen, die wenigsten im Gesicht und unter den Achseln. Viel Geruch entsteht hier nicht. Der kommt von den apokrinen Schweißdrüsen, die im Genitalbereich, unter den Achseln und an die Brustwarzen sitzen. Sie sind vergesellschaftet mit Haaren und werden ab der Pubertät aktiv. Ihr Sekret ist nicht wässrig, sondern fettig (1).
Der individuelle Geruch
Dass nun jeder Mensch anders riecht, liegt an zwei Dingen. Zum ersten verströmt jeder einen anderen Cocktail aus „Duftstoffen“ und zum zweiten hat jeder eine einzigartige Zusammensetzung von Bakterien, die unter der Achsel „wohnen“. Bakterien leben nicht nur dort, sondern besiedeln uns komplett, auf der Haut und im Darm, um nur die wichtigsten Regionen zu nennen. Diese Bakterien (und Viren und Pilze) werden das Mikrobiom genannt. Und die Kombination, die uns bewohnt ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck (2). Unsere mikroskopischen Mitbewohner sind aber keine Parasiten, wie man instinktiv vermuten würde, sondern absolut überlebenswichtige Helferlein, die für unsere Gesundheit relevant sind. Auf der Haut leben sie von unseren Sekreten, dem Fett oder den Hautzellen oder den abgesonderten Sekreten.
Abbildung 1: Unterschiedliche Zusammensetzung der mikrobiellen Besiedlung des Achselareals bei verschiedenen Probanden. Frauen haben überwiegend Staphylokokken unter der Achsel und Männer Corynebakterien. Quelle: (3)
Das Mikrobiom der Achselhaut
Die Haut unter den Achseln gehört zu den sogenannten feuchten Hautarealen (im Gegensatz dazu sind z.B. die Unterschenken trocken). Damit wird sie besonders gerne von bestimmten Bakterien besiedelt wir Staphylokokken oder Corynebakterien.
Diese Bakterien verstoffwechseln nun in sehr unterschiedlicher Art, das was sie angeboten bekommen. Dabei entstehen Produkte, die wir übelriechend finden, manchmal aber auch nicht.
Abbildung 2: Relevante Substanzen für den Achselgeruch
Staphylokokken verstoffwechseln dabei: Hautlipide, Aminosäuren, Glycerin und Milchsäure und Thiole.
Corynebakterien verstoffwechseln: Hautlipide, andere langkettige Fettsäuren, N-Acylglutamine, Thiole und Vorläufer der Steroide.
Riechen Männer stärker, anders?
In der Regel ja, denn sie sekretieren mehr Steroide und haben mehr Corynebakterien unter der Achsel, diese bilden zusammen die auffällig „duftenden“ Stoffwechselprodukte, die total angenehm sein können oder abstoßend. Aber in der Familie der Corynebakterien gibt es Mitglieder, die das besser oder schlechter können. Es gibt aber gerade in Asien viele Männer, die deutlich weniger apokrine Schweißdrüsen haben. Das beruht auf einer genetischen Variation, die auch mit der Konsistenz des Ohrenschmalzes korreliert. Diese Männer „duften“ also deutlich weniger nach Schwein oder Vanille (Abbildung 2).
Wie wirken Deos?
Deos und Antitranspirantien wirken nicht nur nachweislich auf den Duft (Deos) und die Menge an abgesondertem Schweiß (Antitranspirantien), sie verändern auch die Zusammensetzung des Mikrobioms (4, 5). Nach der Verwendung dieser Produkte überwiegen die Staphylokokken. Man riecht dann nicht weniger, sondern nur anders. Und gleich riechen wir dann trotzdem nicht.
Literatur
(1) Wikipedia: Schweiß
(2) Wikipedia: Mikrobiom
(3) PLOS: Characterization of Staphylococcus and Corynebacterium Clusters in the Human Axillary Region
(4) Springer: Deodorants and antiperspirants affect the axillary bacterial community
(5) PeerJ: The effect of habitual and experimental antiperspirant and deodorant product useon the armpit microbiome
Foto: ©iStock.com/avemario
Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie sieben Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China und Mülheim adR.
Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.
Dieser Artikel wurde verfasst am 7. Mai 2019
von Ghita_Yu in der Kategorie Geheimnis Kosmetik
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