Testbericht
Das leise Zwitschern der Vögel
Pastell- statt Knallfarben von Rouge Bunny Rouge
Ich musste in mich hineinlächeln. Es war nicht das erste Mal, dass ich die Bezeichnung eines Produktes als äußerst amüsant empfand und gleichermaßen hinterfragte. Wenn sich hinter einem Dirt Devil ein ordinärer Staubsauger verbirgt, was hatte ich folglich bei einem Produkt zu erwarten, das als Hohelied der Vögel gehandelt wird. Etwa Vogelkot?
Jedoch schien mir die auf Anhieb sympathische Verpackung des Rouge Bunny Rouge Hohelied der Vögel Long-lasting Duo Eye Shadow 037 C-Major-a-Minor (C-Dur-a-Moll) in keinster Weise als Aufbewahrungsbox für die getrockneten Exkremente kleiner, niedlicher Piepmätze in Frage zu kommen.
Die runde, schwarze Dose ist zum einen auf der Oberseite mit einer stilisierten Blume in der Kontrastfarbe Weiß bedruckt, die der ganzen Aufmachung einen wertigen Eindruck verleiht. Zum anderen befindet sich auf der Unterseite ein runder, etwas ungeschickt angebrachter Aufkleber – da hat wohl jemand beim Anbringen einen Knick in der Optik gehabt – der Auskunft über die wichtigsten Informationen, wie Marke, Bezeichnung, Haltbarkeitsfrist, Menge und Herstellungsland gibt. Ich möchte nicht verleugnen, dass so eine feine Verpackung bei mir sowohl unterschwellige Voreingenommenheit als auch eine eine überquellende, um nicht zu sagen, exorbitante Neugier weckt.
Folglich konnte ich es gar nicht abwarten, einen Blick in das 2, 5 g leichte Innenleben der Black Box zu werfen. Rasch öffnete ich mithilfe eines Zauberspruchs das funkelnde Siegel (lies: ich öffnete problemlos den Deckel) und war auf der Stelle verzückt. Ob es teilweise an dem wahrnehmbaren, süßlichen Duft – augenscheinlich auf den Inhaltsstoff Orangenflavanoid zurückzuführen – liegt, ist spekulativ.
Tatsächlich sind es die beiden Lidschatten, die mich begeisterten. Der Minz- und Fliederton entsprachen absolut meinem Beuteschema. Es versteht sich von selbst, dass ich mir umgehend zwecks Kennenlernens einen Pinsel schnappte. Hochspannung lag dabei in der Luft. Es ertönte in einer fernen Gehirnregion ein dumpfer Trommelwirbel, der meine Handlung musikalisch untermalte. Plötzlich stoppte der rhythmische Klang. Ernüchterung machte sich breit. Warum? Bedauerlicherweise ist trotz des unglaublich effektvoll irisierenden Perlmutt-Schimmers die Pigmentierung und die Deckkraft nur als mittelmäßig zu bewerten. Ich musste mehrere Schichten des gepressten Puders, dessen Textur unheimlich leicht und zart ist, auftragen, um einen sichtbaren Effekt auf meinen Augenlidern sehen zu können. Unglücklicherweise war jener Mangel dafür hauptverantwortlich, dass meine Augen-Make-ups ohne Farbgrundierung kaum wahrnehmbar waren.
Dank einer farbigen Grundierung – in meinem Fall ein Lidschattenstift – konnte jedoch ein hohes Maß an Schadensbegrenzung betreiben werden. Insbesondere auf einer schwarzen kamen die Farben wieder zur Geltung und versprühten annähernd den umwerfenden Charme wie eingangs in der Verpackung. Fraglich ist nur, ob das Sinn der Sache bzw. des Konzepts ist, denn eine zusätzliche Farbbase wird mit dem Lidschatten für den stolzen Preis von ca. 29 € keineswegs mitgeliefert.
Im Gegensatz dazu vertraut der Hersteller – so kann man es zumindest der Produktbeschreibung auf der Homepage von Rouge Bunny Rouge [ http://www.rougebunnyrouge.de/ ]entnehmen – allein auf dem zuvor bereits erwähnten Inhaltsstoff Orangenflavanoid, der als Allround-Talent neben der Anregung der Mikrozirkulation des Blutes und der Bekämpfung von freien Radikalen angeblich auch die Unterstützung der Leuchtkraft in seinem Repertoire haben soll. Ich wünschte, dies wäre der Fall gewesen. Bedauerlicherweise handelt es sich hierbei um eine glatte Übertreibung.
Übertrieben hat man allerdings nicht beim fundamentalen Aspekt der Haltbarkeit. Auch ohne Grundierung konnte sich der Lidschattenpuder wacker auf meinen Augenlidern halten, was schon einem Wunder gleichkommt. Bisher ist jede Lidschattentextur aus dem günstigen oder hochpreisigen Bereich an meiner öligen Haut gescheitert. Applaus! Dennoch kann ich nicht behaupten, dass mein Urteil angesichts jenes Merkmals durchweg positiv ausgefallen ist. Schließlich leide ich nicht an Alzheimer, was für ein Produkt in der höheren Preisklasse sicherlich von Vorteil gewesen wäre.
Dementsprechend war es mir nicht möglich, die enttäuschende Pigmentierung zu verdrängen, die unerfreulicherweise meiner anfänglichen Vorstellung bezüglich der Produktbezeichnung vollkommen gerecht wird. Allerdings muss ich einräumen, dass Vogelkot einen bleibenderen Eindruck bzw. Abdruck hinterlässt. Passionierte Autofahrer werden bestimmt meine Feststellung aufgrund von zahllosen unvergesslichen und gleichermaßen unerfreulichen Erfahrungswerten untermauern. Doch zurück zur Gesamtwertung: Auch wenn mich Eigenschaften, wie der spektakuläre perlmuttartige Schimmer und die Haftfestigkeit der Textur, überzeugen konnten, musste ich Abstriche bei der Pigmentierung – im Grunde genommen die Seele eines Lidschattens – vornehmen. Somit erhält der Rouge Bunny Rouge Hohelied der Vögel Long-lasting Duo Eye Shadow von mir nur die Note „befriedigend minus“, auch wenn ich für einen kurzen Augenblick das Bewertungsergebnis wegen des hohen Kaufpreises in den glatten Viererbereich drücken wollte. Es sollte in dem Kontext nicht überraschen, dass ich nur bedingt eine Investitionsempfehlung aussprechen kann. Mögt Ihr zarte und unauffällige Farben? Dann schafft Euch das Lidschatten Duo an. Andernfalls lohnt es sich, auch weiterhin nach einer Grün-Lila-Kombination Ausschau zu halten.
Dieser Artikel wurde verfasst am 8. Januar 2010
von Mylanqolia in der Kategorie Eyeshadow
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Resümee dieses Testberichts
XXOOO | leichte Verteilbarkeit |
---|---|
XXXOO | angenehmes Hautgefühl |
XOOOO | gute Farbabgabe |
XXXXO | gute Haftfestigkeit |
XXXXO | setzt sich nicht in der Lidfalte ab |
Gesamtwertung: 2,8 von 5,0
3 Antworten zu “Das leise Zwitschern der Vögel”
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Annalina
08. Januar 2010 um 19:57
Toller Bericht 🙂
herzgeli
08. Januar 2010 um 21:04
Es gibt von elf eine Transformer Palette, die über einer schwarzen Base aufgetragen sehr ähnliche Effekte erzielt und preislich bei 4,50€ liegt…gibt auch einen passenden YouTubeLink dazu:
http://www.youtube.com/watch?v=KtWakvVQyy8
Am Anfang quatscht das liebe Mädchen echt viel um den heißen Brei, aber es lohnt sich durchzuhalten.
Mylanqolia
09. Januar 2010 um 15:05
@Annlina: Danke!!!
@herzgeli: Hust! Habe mir vor ein paar Minuten das Video angeschaut. Doppelhust! 4, 50 €? Das ist ja geschenkt! Vor allem geht aus der Produktbeschreibung der elf-Transformer Palette hervor, wie man sie handeln muss. RBR hüllt sich diesbezüglich ins Schweigen. Sirvinya kannte ich übrigens schon. Sie trägt eine Teilschuld an meiner Sleek Make Up-Sucht. 🙂