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Wie essentielle Fettsäuren unsere Haut ernähren

Kann man die Haut mit essentiellen Ölen wirklich ernähren? Die Antwort ist JA. Aber, um zu verstehen, wie man es am besten macht, braucht man ein bisschen Chemie, den Stoffwechsel und den Aufbau der Haut bzw. der Hautbarriere und die Zusammensetzung natürlicher Öle.

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©iStock.com/ALLEKO

Mittelmeerdiät ist das Schlagwort mit dem anscheinend alle Zivilisationskrankheiten heilbar sind: Frisches Gemüse, Fisch und Olivenöl. Burger & Co. sind nicht geeignet, aber wieso? (siehe auch: Wie kann man die Haut ernähren?)
Die mit der Nahrung aufgenommenen Fettsäuren haben nicht nur einen Einfluss auf unsere lieben Mitbewohner (siehe auch: TSS und das humane Mikrobiom), sie müssen weiterhin – damit sie in Zellwände, Nerven oder Fettgewebe eingebaut werden können – in einem komplizierten Prozess zerlegt und wieder zusammengesetzt werden. Dreh- und Angelpunkt ist die Speicherform der Fettsäuren, die Triglyceride.

Alles Fett ist Triglycerid

Ob Öl oder Fett, Pflanzen und Tiere produzieren und speichern Fettsäuren in Form von Triglyceriden.
Chemisch gesehen ist das ein dreifacher Ester des Alkohols Glycerin (siehe auch: Gefährlich? Alkohol in Kosmetik) mit Fettsäure(n), diesen kann man durch alkalische Verseifung aufspalten (siehe auch: Seife – besser als ihr Ruf) oder einfach in seiner „normalen“ Form als Öl zu sich nehmen oder in Kosmetika verwenden (siehe auch: Stearin, Palmitin, Paraffin – eine adventliche Auseinandersetzung).

Allgemeine Strukturformel Triglyceride

Abb.1: Allgemeine Strukturformel Triglyceride

Wenn also in Ernährungsratgebern oder Übersichten die Fettsäure-Zusammensetzung von Ölen (oder Fetten) angegeben wird, dann liegen diese in Wirklichkeit als Triglycerid vor.

Essentielle Fettsäuren verstehen

Essentielle Fettsäuren werden alle Fettsäuren genannt, die unser Körper nicht selber herstellen kann und die für seine Funktion wichtig (essentiell) sind. Für den Menschen sind das übrigens nur Linolsäure und α-Linolensäure, die früher auch Vitamin F genannt wurden. Um zu verstehen, warum und wie essentielle Fettsäuren wirken, muss man sich ihre chemische Struktur genauer ansehen. Alle Interessierten können das unter: Essentielle Fettsäuren – Struktur machen.
Alle natürlichen, ungesättigten Fettsäuren sind cis-Fettsäuren (im Gegensatz zu synthetischen Fettsäuren, die auch trans-Konfiguration haben können und ernährungsphysiologisch umstritten sind), in Pflanzenölen basieren sie weit überwiegend auf der Kettenlänge von 18 C-Atomen. In Fischöl lassen sich durchaus längerkettige Fettsäuren finden (z.B. Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure).

Physiologische Wirksamkeit

Die mit der Nahrung aufgenommenen Fette werden im Verdauungstrakt teils durch Enzyme aufgespalten oder aber emulgiert und mittels Lipoproteinen über das Blut verteilt. Essentielle Fettsäuren sind dabei wichtig bei dem Aufbau und Erhalt der Hirnfunktion (besonders langkettige (C20 bis C24), mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wie sie z.B. in Fisch vorkommen), Nerven, Stoffwechsel, Immunsystem, Wundheilung, die Zellen und die Haut. Spezifische Wirkungen sind z.B. gefunden worden für

Ölsäure: senkt Cholesterinspiegel, Schutzwirkung gegen Arteriosklerose
Linolsäure: wichtig für Ceramidsynthese, entzündungshemmend, Vorläufer der γ-Linolensäure, wirksam bei Akne
γ-Linolensäure: entzündungshemmend, besonders wirksam bei Neurodermitis
α-Linolensäure: entzündungshemmend, als Omega-3-Fettsäure wichtig für die Hirnfunktion

Essentielle Fettsäuren und die Hautbarriere

Besonderes Augenmerk haben essentielle Fettsäuren erhalten, als entdeckt wurde, dass sie nicht nur selbst in der Hautbarriere vorkommen, sondern auch Vorläufer eines wichtigen Bausteins der Hautbarriere sind. Es wurde das sogenannte „Brick and Mortar“ -Modell des Stratum Corneums entwickelt, ein Modell, das die äußerste Schicht der Epidermis mit Ziegelstein und Mörtel vergleicht. Die Ziegelsteine sind die Corneozyten, die Hautzellen, die von der Basalschicht kommend, sich immer weiter verändern, flacher werden und „trockener“, je weiter sie an die Oberfläche wandern. Der Mörtel wird gebildet aus der Zellmembran, die sich in diesem Prozess sukzessive auflöst und am Ende einen wasserundurchlässigen Film zwischen den verhornten Zellen bildet.  (Abb.2) Eine ganz wichtige Komponente darin sind die Ceramide, die aus essentiellen Fettsäuren gebildet werden. Bei  Atopischer Dermatitis und Psoriasis ist die Menge verringert oder es fehlen bestimmte Ceramid-Typen.

Barrieremodell der Haut

Abb.2: Barrieremodell der Haut

Diese essentiellen Fettsäuren können außer mit der Nahrung natürlich auch mit Cremes und Salben der Haut topisch (also äußerlich) zugeführt werden. Wichtig ist dabei zu wissen, dass derartige Öle mit synthetischen Antioxidantien stabilisiert werden müssen oder die Präparate nur eine geringere Haltbarkeit haben!
Eingesetzt werden folgende Öle, die meist aus den Samen, manchmal auch aus dem Fruchtfleisch (Olive, Avocado) gewonnen werden: Als Lieferant für γ-Linolensäure dienen z.B.: Nachtkerzensamenöl (oenothera biennis oil) oder Borretschsamenöl (borago officinalis seed oil), für α-Linolensäure: Leinsamenöl (linum usitasissimum seed oil), für Linolsäure: z.B. Leinsamenöl, Distelöl (carthamus tinctorius seed oil), Sonnenblumenöl (helianthus annuus seed oil) oder Traubenkernöl (vitis vinifera seed oil). (Abb.3) und Beauty Lexikon.

Fettsäurezusammensetzung einiger wichtiger Speiseöle

Abb.3: Fettsäurezusammensetzung einiger wichtiger Speiseöle, Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:FS-zusammensetzung_BMK.jpg#/media/File:FS-zusammensetzung_BMK.jpg

Und ernährt das nun die Haut? Definitiv ja, denn viele Studien zeigen, dass nicht nur die Aufnahme der essentiellen Fettsäuren durch die Nahrung gut ist für die Haut, sondern auch die topische Anwendung zu einer deutlichen Verbesserung der Hautbarriere führt. Besonders profitieren von einer solchen Behandlung Personen mit Hauterkrankungen wie Neurodermitis (siehe auch: Neurodermitis – eine Winterallergie?) Also sollte man sich vielleicht gleich mal mit einem wirksamen Produkt für den Winter eindecken? 🙂

Foto: ©iStock.com/ALLEKO

Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie sieben Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China und Mülheim adR.

Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.

Dieser Artikel wurde verfasst am 13. Oktober 2015
von in der Kategorie Geheimnis Kosmetik

Dieser Artikel wurde seitdem 3644 mal gelesen.

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